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Touristin macht ein Selfie von sich vor einem historischen Gebäude.

Foto: Artem Beliaikin/Unsplash

Urlaub ohne Handy-Terror: So geht’s

22 August 2019

Lesezeit 7 Minuten

In einem Blogartikel vom Mai haben wir aufgezeigt, dass der Sommerurlaub für uns die erholsamste Zeit des Jahres ist. Kaum jemand verreist jedoch ohne sein Smartphone. Gleichzeitig gehört unser digitaler Begleiter zu den Hauptursachen, wenn der Urlaub dann doch nicht so erholsam wird, wie erhofft. Doch Urlaub ohne Handy: Geht das überhaupt?

In dem erwähnten Blogbeitrag haben wir gezeigt, warum ein Verzicht auf digitale Geräte und ständige Erreichbarkeit sinnvoll sein kann. Heute wollen wir Dir dafür konkrete Tipps geben. Unsere Online-Redakteurin Saskia kommt nämlich gerade frisch aus dem Urlaub und kann aus eigener Erfahrung spannendes berichten. Keine Sorge: Dein Smartphone darf weiterhin mit Dir in den Urlaub fahren. Wir zeigen Dir, wie Du trotzdem von Handy-Terror verschont bleibst.

Meine Tricks für einen handyarmen Urlaub

Warum haben wir unsere Smartphones immer dabei? Warum lassen viele von uns ihre Handys auch nachts auf laut geschaltet? Warum sind einige von uns auch im Urlaub telefonisch erreichbar? FOMO – „Fear of Missing Out“ könnte eine Erklärung sein. Haben wir Angst, etwas zu verpassen, wenn wir nicht ständig über unser internetfähiges Telefon mit der ganzen Welt verbunden sind?

Aber genau darum geht es doch im Urlaub: Etwas verpassen, nicht mehr alles mitbekommen zu müssen, nicht mehr auf alles reagieren zu müssen, sich einfach mal zurücklehnen zu können. Oder nicht? Zumindest für mich persönlich ist das ein wichtiges Element meines Urlaubs.

Mann mit Hut sitzt auf einem Berg und schaut ins Tal hinab.

Foto: Austin Ban/Unsplash

Tipp 1 für Urlaub ohne Handy-Terror: Notfallkontakt bestimmen

Und was ist mit Notfällen? Das werde ich oft gefragt, wenn ich erzähle, dass ich im Urlaub nicht erreichbar bin. Und mein Tipp hierfür ist ganz einfach: Mein Bruder ist mein Notfallkontakt. Er gehört zu den Menschen, die mich am besten kennen. Er kann einschätzen, wann wirklich ein Notfall vorliegt, für den ich kontaktiert werden möchte, und wann nicht.

Die wichtigsten Menschen in meinem Leben – direkte Familie und enge Freund*innen – haben die Kontaktdaten meines Bruders. Und er weiß, wie er mich im Urlaub erreichen kann, selbst wenn alle anderen das nicht können. Zum Beispiel über meine Urlaubsbegleitung, deren Nummer ich ihm vorher gebe. Oder indem ich in meinem Handy einstelle, dass ich nur für ihn erreichbar bin. Wie das geht? Das erkläre ich Dir weiter unten bei „Nicht stören“.

Tipp 2: Automatische Abwesenheitsnachricht für E-Mails

Ich gehe mit meiner Einstellung, dass Urlaub wirklich Urlaub sein sollte, sehr offen um. Ich habe mehrere E-Mail-Adressen (private, berufliche, ehrenamtliche), in deren Posteingang auch während meiner Urlaubszeit Mails eingehen. Damit die Absender*innen wissen, dass ich nicht erreichbar bin, richte ich eine automatische Antwort ein. Bei jeder eingehenden E-Mail wird automatisch eine Antwort an die Absender*innen geschickt, die den folgenden Text enthält:

„Hallo liebe Mitmenschen, ich bin vom tt.mm. bis tt.mm. im Urlaub, offline und nicht erreichbar. Meine E-Mails werden nicht gelesen und nicht weitergeleitet. Ab dem tt.mm. bin ich wieder für Sie/euch da. Bis dahin herzliche Grüße, Saskia Rößner“

Die Benachrichtigungen für E-Mails am Smartphone schalte ich im Urlaub aus. Dank der Abwesenheitsnachricht muss ich mir keine Sorgen machen, dass jemand sauer wird, weil ich nicht zeitnah antworte.

Frau steht in mitten einer Ruine aus der römischen oder griechischen Antike

Foto: Court Prather/Unsplash

Tipp 3: Aufmerksamkeit schaffen und Grenzen aufzeigen

Es gibt Menschen, die in einer solchen Abwesenheitsnachricht nicht angeben, wo sie sind – ob auf einer kurzweiligen Konferenz, einer längeren Geschäftsreise oder eben im Urlaub. Man muss ja auch gar nicht genau angeben, an welchem Ort (regional) oder bei welcher Veranstaltung man sich aufhält.

Mir persönlich ist es aber wichtig, dass meine Mitmenschen – privat wie beruflich – bemerken, dass mir mein Urlaub und meine Erholung wichtig sind. Nein, ich gucke zwischendurch nicht in meine Mails. Nein, ich bin in Notfällen nicht für jede*n telefonisch erreichbar. Und ja, das ist in unserem digitalen Zeitalter noch möglich. Ich finde sogar, digitale Auszeiten sind heutzutage notwendiger denn je.

Tipp 4: Sag Tschüss zum Telefon-Terror

Früher habe ich Anrufe während meiner Urlaubszeit einfach ignoriert. In meinem vorletzten Urlaub war es dann aber so, dass eine Person mich regelrecht terrorisiert hat. Täglich zwei- bis drei Mal wurde versucht, mich zu erreichen. Wie ich im Nachhinein erfahren habe, wegen einer Kleinigkeit, also definitiv kein Notfall. Am dritten Tag habe ich meinem Bruder gebeten, diese Person doch bitte daran zu erinnern, dass ich im Urlaub bin und mich jede Störung sauer macht.

Das hat dann auch geholfen. Aber diese drei Tage war ich schon genervt von meinem Handy, obwohl es ja eigentlich gar nicht akustisch geklingelt hatte. Denn Ton und Vibration stelle ich im Urlaub immer aus. Mir wurde also lediglich auf dem Bildschirm angezeigt, wenn gerade ein Anruf ankam oder ich einen verpasst hatte. Trotzdem empfand ich diese Benachrichtigungen „X verpasste Anrufe von Y“ als störend. Auch dafür gibt es eine einfache Lösung, siehe „Nicht stören“.

Mann wandert durch eine weite Graslandschaft

Foto: Joshua Ness/Unsplash

Tipp 5 für Urlaub ohne Handy-Terror: Mailbox aktivieren

Jedenfalls aktiviere ich seit diesem Vorfall immer meine Mailbox, bevor ich in den Urlaub fahre. Auch für Anrufe gibt es also eine automatische Antwort, in Form einer Ansage mit ähnlichem Text wie in der E-Mail. Meine Message: Ich bin nicht erreichbar und ihr müsst warten, bis ich wieder zuhause bin.

So erhoffe ich mir, dass ein erneuter Telefonterror ausbleibt. Ich sage meinen Kontakten auf der Ansage übrigens auch ausdrücklich, dass sie mir keine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen sollen, weil ich die eh nicht abhöre. Bisher läuft das erfolgreich. Was aber, wenn nicht und im Benachrichtigungsfenster doch X Anrufe und Mailbox-Nachrichten auftauchen?

Tipp 6: Nicht stören (lassen)

In meinen Einstellungen unter Töne und Vibration kann ich einen Nicht-Stören-Modus aktivieren. Ich kann dort auch auswählen, wie lange der Modus aktiv sein, was genau unterdrückt werden und welche Ausnahmen es geben soll. Als Ausnahmen lassen sich bei mir sowohl bestimmte Apps als auch Kontakte oder Kontaktgruppen einrichten. Ich persönlich richte als Ausnahme nur meinen Bruder ein. Alles andere bleibt stumm.

Unterdrücken kann ich sowohl akustische als auch optische Benachrichtigungen. Optisch meint zum Beispiel der Bildschirm, wenn ein Anruf eingeht. Oder die kleinen roten Punkte an den Apps, die Neuigkeiten anzeigen. So ist also auch in der Benachrichtigungsleiste endlich Ruhe und Urlaub angesagt.

Frau tanzt am Strand in den Wellen

Foto: Timur M/Unsplash

Tipp 7 für Urlaub ohne Handy-Terror: SIM-Karte deaktivieren

Sollten die beiden oberen Tipps nicht (ausreichend) helfen oder in Deinen Einstellungen nicht möglich sein, bleibt immer noch die Chance, die SIM-Karte zu deaktivieren. Das geht unter Einstellungen, Verbindungen, SIM-Karten. Ich habe für mein Handy zwei SIM-Karten – eine private und eine berufliche. Die private wird wie oben beschrieben mit einer Mailbox-Ansage versehen.

Die berufliche SIM-Karte deaktiviere ich meistens komplett. Wer mich beruflich nicht telefonisch erreicht, wird mir sehr wahrscheinlich eine E-Mail schreiben. Spätestens dann weiß die Person, ab wann ich wieder erreichbar bin. Und wenn ich wieder zurück am Schreibtisch bin, habe ich schon einmal schriftlich, worum es geht und kann mich vor meinem Rückruf darauf vorbereiten.

Bringt das wirklich was?

Klare Antwort: Ja! Nicht nur, dass ich im Urlaub wirklich meine Ruhe habe und auch gar nicht mehr die Erwartungshaltung einnehmen, vielleicht doch gestört zu werden. Das ist nun so gut wie unmöglich geworden. Es gab übrigens noch nie einen Notfall, den mein Bruder an mich hätte weiterleiten müssen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Frau mit Rucksack wandert durch den Wald

Foto: Jake Melara/Unsplash

Sendepause für Kommunikation-Apps

Der zweite Vorteil meiner Taktik ist, dass ich im Urlaub viel weniger Zeit mit meinem Handy verbringe. Ich schalte den Bildschirm viel seltener ein, weil ich genau weiß, dass keine Benachrichtigungen angezeigt werden. Ich nutze die Apps für E-Mails, Messenger und Internet gar nicht.

Stattdessen sind meine Top-Apps im Urlaub ein Campingplatz-Finder, Wetter, Navi und die Kamera. Ich sehe nach, wie das Wetter wird, wo es vielleicht schöner ist, welche Orte ich mir noch ansehen will, wo es dort in der Nähe einen günstigen Campingplatz gibt und wie ich da am besten hinkommen.

80 Prozent weniger Nutzungszeit

Statt 2,5 Stunden, die ich in meinem Alltag sonst mit meinem Handy verbringe, sind es im Urlaub nur noch 30 Minuten täglich. An Tagen, an denen ich das Navi nutze, kommt die Reisezeit noch oben drauf. Und natürlich mache ich auch ein paar Fotos, um mich an meine Reise erinnern zu können und mir zuhause vielleicht die besten Schnappschüsse an die Wand zu hängen.

Du fragst Dich vielleicht, wie ich rausgefunden habe, wie viel Zeit ich mit meinem Handy verbringe und was ich hauptsächlich für Apps nutze. Ich habe mir dafür die App Menthal Balance von der Uni Bonn installiert. Mehr zu dieser App erfährst Du in unserem Blogartikel über Menthal Balance.

Bunte Graffiti an einer Wand. In der Mitte steht das Wort Stress. Digitaler Stress durch Smartphone, Laptop und Co? Gesicht einer Frau, darüber verschwommen eine Uhr und die Worte Stress und Zeitmanagement. Zerstückelter Alltag: Wie das Smartphone Deine Konzentration beeinflusst
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