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Ein Wecker und eine Tasse stehen auf einem Nachttisch. Das Handy bleibt bei der medienfreien Morgenroutine beiseite.

Foto: congerdesign/pixabay

Medienfreie Morgenroutine: Ein guter Start in den Tag?

27 Juni 2019

Lesezeit 8 Minuten

Wie sieht ein alltäglicher Morgen bei Dir aus? Hast Du noch einen altmodischen Wecker oder lässt Du Dich von Deinem Smartphone wecken? Und danach? Erstmal Benachrichtigungen checken? Nach dem Schlafengehen hast Du noch einige Messenger-Nachrichten und E-Mails bekommen, die Du unbedingt noch schnell beantwortet möchtest? Dein Newsfeed auf Instagram und Facebook hat wieder endlos viele Neuigkeiten, die Du nicht verpassen möchtest? Die Zeitungsschlagzeilen auf Twitter verärgern Dich mal wieder nur?

Ganz ehrlich? So ähnlich sieht das bei mir auch aus. Oft liege ich erstmal eine halbe Stunde im Bett und starre auf das grelle Licht meines Bildschirms. Erst, wenn ich das Gefühl habe, das Wichtigste gelesen und beantwortet zu haben, lege ich das Handy wieder zur Seite. Unbedingt wacher fühle ich mich dann aber nicht, obwohl ich doch eigentlich schon 30 Minuten wach bin.

Wie sieht ein guter Start in den Tag aus?

In unserem Blogbeitrag „Smartphone-Zeit reduzieren: 7 einfache Tricks“ ist ein Tipp, sich handyfreie Zonen einzurichten. Als Beispiele haben wir dort das Bad, den Esstisch und das Bett aufgeführt. Wäre das schon eine Möglichkeit, ohne Medien-Rummel in den Tag zu starten?

Frau am offenen Fenster streckt sich ausgiebig

Foto: Free-Photos/Pixabay

Ich wollte wissen, wie erholsam so ein medienfreier Morgen wirklich ist und habe es einfach mal selbst ausprobiert. Zuerst musste ich mir aber überlegen, was genau „medienfrei“ für mich eigentlich bedeutet und welche alternativen Morgen-Rituale ich testen wollte. Mein Hauptmedium ist sicherlich das Smartphone. Darauf wollte ich meinen Fokus legen.

Vorweg: Ich glaube nicht, dass es eine Superlösung für alle Menschen gibt. Zwischen Frühaufsteher*innen und Morgenmuffel gibt es so viele unterschiedliche Charaktere, dass jede*r für sich selbst die perfekte Methode finden muss. Ein paar Vorschläge zum Ausprobieren kann ich Dir aber anbieten.

Meine Ideen für eine medienfreie Morgenroutine:

  • Du könntest einen normalen Wecker statt eines Radio-Weckers oder der Wecker-App am Handy nutzen.
  • Smartphone nachts nicht direkt neben Dein Bett legen und morgens auch erstmal liegen lassen, Benachrichtigungen erst später prüfen, wenn Du richtig wach bist
  • Nach dem Aufwachen nicht direkt alle Nachrichten und sozialen Netzwerke auf dem Smartphone checken, lieber erstmal eine Tasse Tee/Kaffee oder ein Glas Wasser trinken, um richtig wach zu werden
  • Wenn Du dann noch immer müde bist, könntest Du versuchen, Deinen Kreislauf auf sportliche Weise in Schwung zu bringen, zum Beispiel durch Yoga, Joggen oder einfach einen kleinen Spaziergang einmal um den Straßenblock
  • Du könntest einmal die morgendliche Stille genießen statt Musik/Radio zu hören, stattdessen zum Beispiel beim Duschen selbst singen oder die Gedanken schweifen lassen
  • E-Mails/Zeitung erst später am Tag lesen, zum Beispiel an der Arbeit oder in der Mittagspause, stattdessen könntest Du zum Beispiel beim Frühstück aus dem Fenster schauen und Menschen, Tiere, Natur beobachten
  • Fernseher/Computer erst später am Tag anstellen, zum Beispiel nach Feierabend. Wenn Du viel am Computer arbeiten musst, lässt sich diese Idee leider nur schwer in Deinen Alltag integrieren. Am Wochenende wäre das aber durchaus möglich.

Der Selbstversuch: Morgens ohne Medien

Für meinen Test habe ich mir erstmal einen Samstag ausgesucht. Meine Vermutung: Am Wochenende fällt es leichter, so eine Umstellung vorzunehmen. Und wenn irgendetwas schief geht, ich zum Beispiel wieder einschlafe oder (zu) spät aufstehe, ist das nicht so schlimm. Ich habe mir also einen Tag rausgesucht, an dem ich erst mittags eine Verabredung hatte. Ein langer Morgen, viel Zeit also zum Ausprobieren.

Wer hat denn noch einen normalen Wecker?

Die erste Schwierigkeit war, einen ganz normalen altmodischen Wecker aufzutreiben. Ich wollte nicht extra für ein Experiment etwas kaufen. Also habe ich im Bekanntenkreis nachgefragt, ob mir jemand einen solchen Wecker leihen kann. Die meisten meiner Freund*innen nutzen allerdings – wie ich – ihr Smartphone als Wecker.

Person trinkt eine Tasse Tee im Bett

Foto: JESHOOOTS-com/Pixabay

Bei einem früheren Mitbewohner und gutem Freund bin ich dann fündig geworden. Er lässt sich zwar auch von seinem Handy wecken, danach aber auch noch von drei analogen Weckern, um als Morgenmuffel überhaupt aus dem Bett zukommen. Für meinen Selbstversuch hat er einen Wecker entbehren können. Ich hatte nun also einen Wecker in Form eines Hahns, der mich am nächsten Morgen mit einem lautstarken Kickeriki wecken würde. Ob das so eine gute Idee war?

Handy wegpacken: Aus den Augen, aus dem Sinn

Dann die Frage: Wo lege ich mein Handy hin? Nicht ins Schlafzimmer, nicht ins Bad, nicht in die Küche – so viel stand fest. Ins Wohnzimmer? Da muss ich morgens nicht rein. Da hatte ich dann die Sorge, ob ich es vielleicht vergesse, in die Tasche zu packen und dann ohne Handy aus dem Haus gehe. Wäre zwar bestimmt nicht so schlimm wie gedacht, aber sicher ist sicher. Ich habe es dann direkt in meine Tasche gepackt. Der Vorteil: Aus den Augen, aus dem Sinn. Wenn ich mein Smartphone morgens nicht irgendwo rumliegen sehe, ist die Versuchung hoffentlich auch nicht so groß. Also ohne Handy ins Bett und Gute Nacht.

Der erste Morgen ohne Handy

Trotz Wochenende habe ich mir den Wecker auf die gewohnten 7 Uhr eines Arbeitstages gestellt. Meistens bin ich an freien Tagen eh schon einmal kurz um diese Uhrzeit wach, aus Gewohnheit. Der Schreck war trotzdem groß als da plötzlich ein Hahn in meinem Schlafzimmer sein Unwesen trieb. Als mein Adrenalinrausch nachließ, machte sich aber wieder Müdigkeit breit. Wo ist eigentlich mein Handy? Ach nein, das ist heute Morgen tabu! Was waren nochmal meine Ideen für den medienfreien Start in den Tag?

Kaffee oder Tee zu kochen, war mir in diesem Zustand noch zu anstrengend. Also erstmal ein Glas Wasser trinken, frische Luft und Vogelgezwitscher rein lassen und im Bett halbwegs aufrecht hinsetzen. Das Wasser hat erstaunlich gut geholfen, meinen Kopf von einem neblig verschlafenen Etwas in ein einigermaßen funktionierendes Organ zu verwandeln. Und woran ich dann gedacht habe? Kaum zu glauben, dass ich in einem solchen Zustand sonst Nachrichten am Handy lese und beantworte! Ob ich da immer so sinnvoll geschrieben habe?

Bewegung: Kurz anstrengend, dann sehr wohltuend

Nach dem Glas Wasser folgte dann doch noch eine Tasse Tee. Ich hatte das Gefühl, dass das warme Getränk meinen Kreislauf schon etwas ankurbelt. Mit Yoga wollte ich es trotzdem noch versuchen. Ich mache seit fünf Jahren Yoga, aber in der Regel nicht morgens und schon gar nicht direkt nach dem Aufstehen. Lieber abends, um die Schreibtischmuskeln zu lockern und den Kopf frei zu kriegen. Die ersten Übungen habe ich dann auch als sehr anstrengend empfunden. Aber danach fand ich die Dehn- und Lockerungsübungen sehr wohltuend. Nach 20 Minuten Yoga fühlte ich mich sogar richtig gut. Ans Handy gedacht habe ich währenddessen übrigens nicht.

Person macht Yoga

Foto: Katee Lue/Unsplash

Dann ab unter die Dusche. Ich muss zugeben, dass ich dort nie Musik höre. Deswegen musste ich meine Idee, im Bad auf Musik/Radio zu verzichten, gar nicht testen. Ich habe vor Jahren mal ausprobiert, morgens im Bad Radio zu hören, um direkt die wichtigsten News zu bekommen. Aber durch das Wasserplätschern konnte ich kaum etwas verstehen. Und die Lautstärke weiter aufzudrehen, das war mir dann doch zu viel Lärm am frühen Morgen.

Medienfreies Frühstücksfernsehn in Nachbars Garten

Beim Frühstück habe ich dann wieder ans Handy gedacht. Wie viele Nachrichten ich wohl habe? Ob sich jemand wundert, dass ich noch nicht geantwortet habe? Wobei, es war ja ein Samstagmorgen um 8 Uhr. Da sollten noch nicht viele meiner Freund*innen wach sein. Aber vielleicht hatte mir ja jemand spätabends oder nachts geschrieben?

Ich versuchte, meine Gedanken wieder Richtung Fenster zu lenken und die Nachbarskatze im Garten gegenüber zu beobachten. Die saß unter dem Fenster, hatte wohl gerade Frühstück bekommen und putzte sich jetzt manierlich. Sind also doch noch andere Menschen samstags so früh wach.

Ich hatte mir für mein Selbstexperiment einen Zeitrahmen von zwei Stunden gesetzt. Also vom Weckerklingeln um 7 Uhr bis zum ersten Blick auf das Handy oder ein anderes Medium um 9 Uhr. Mit dem Frühstück war ich um 8:20 Uhr fertig. Und was nun? Doch Zeitung lesen? Meine Idee, viel Zeit für den Selbsttest einzuplanen, rächte sich jetzt. Bis zu meiner Verabredung waren es noch mehr als drei Stunden. Langeweile machte sich breit.

Ich gebe zu, ich hab das Smartphone dann doch schon früher aus der Tasche geholt. Und Überraschung: Ich hatte keine einzige Nachricht. Alle noch am Schlafen. In die sozialen Netzwerke habe ich aber lieber nicht geguckt. Den Computer habe ich an diesem Tag übrigens auch nicht genutzt, was wohl auch daran lag, dass ich ab mittags den ganzen Tag unterwegs war.

Fazit: Umstellung fällt mitunter schwer, aber lohnt sich

Die Umstellung vom medialen zum medienfreien Morgen ist mir nicht unbedingt leicht gefallen. Zu groß war schon der Gewöhnungseffekt, mit dem Handy aufzuwachen. Aber gerade deswegen will ich weiter dranbleiben und mich schrittweise umgewöhnen: Erstmal nur an den Wochenenden ohne Smartphone in den Tag starten. Irgendwann bin ich dann vielleicht geübt genug darin, um auch unter der Woche die Zeit nach dem Aufwachen medienfrei zu halten. Zumindest erstmal 30 Minuten. Später dann vielleicht auch eine Stunde. Denn so entspannt und fokussiert wie an diesem Samstag bin ich schon lange nicht mehr in den Tag gestartet.

Und jetzt bist Du dran: Vielleicht hast Du ja auch mal Lust, einen medienfreien Morgen auszuprobieren?

Eine Person balanciert über einen Baumstamm. Menthal Balance: Diese App unterstützt Dein digitales Gleichgewicht Person hält ein Smartphone vor sein Gesicht. Der Bildschirm leuchtet blau. Im Hintergrund erkennt man das Facebook-Logo. Beruflich bei Facebook sein müssen? Minimale Lösungen
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