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Bunte Graffiti an einer Wand. In der Mitte steht das Wort Stress.

Foto: George Pagan/Unsplash

Digitaler Stress durch Smartphone, Laptop und Co?

29 August 2019

Lesezeit 8 Minuten

Kommt es Dir auch manchmal so vor, als wären Deine Mitmenschen oft gestresst? Oder vielleicht fühlst Du Dich selbst häufig gestresst? In der Stressstudie der Techniker Krankenkasse hat knapp ein Viertel der Befragten angegeben, häufig gestresst zu sein. Rund vier von zehn fühlten sich zumindest manchmal gestresst. Nur 14 Prozent sagten, Stress würde bei Ihnen nie vorkommen. Doch was stresst uns eigentlich so sehr?

Ein Ringdiagramm zeigt, dass sich 38 Prozent der Befragten häufig gestresst fühlen. 23 Prozent manchmal, 26 Prozent selten und 14 Prozent nie.

Gafik: Techniker Krankenkasse

Was stresst uns?

Laut der TK-Studie gibt es eine ganze Reihe von Dingen in unserem Leben, die uns stressen können. Zum Beispiel unser Job oder wenn wir zu viele Termine und Verpflichtungen in der Freizeit haben. Aber auch die eigenen Ansprüche an uns selbst oder Konflikte mit Nahestehenden können sich negativ auf unsere innere Balance ausüben. Ebenso Pflege- oder Finanzsorgen und die ständige Erreichbarkeit. Always on (= ständig erreichbar) zu sein, ist aber nicht die einzige Art von digitalem Stress, die in der Studie untersucht wurde.

Digitaler Stress: Woher kommt der?

Die TK schreibt: „Die digitale Transformation hat die Informationsfülle und die Kommunikationsformen im Privat- und Berufsleben beschleunigt und vervielfältigt. Internet, E-Mails, Smartphones […]. Wir sind immer und überall erreichbar, die Post kommt nicht mehr nur einmal am Tag, sondern kann im Minutentakt auf dem Bildschirm auftauchen.“

Entsteht digitaler Stress also, weil uns unsere internetfähigen Begleiter zu schnell und zu oft mit zu viel Informationen versorgen (können)?

Übrigens: Wie Du Deinen E-Mail Posteingang freischaufeln und freihalten kannst, lässt sich in unserem Blogbeitrag „E-Mail-Flut: 6 Tricks gegen einen überfüllten Posteingang“ nachlesen.

Stress wegen Surfen oder Surfen wegen Stress?

Die TK-Daten zeigen generell einen Zusammenhang zwischen Stressbelastung und Internetkonsum. Sechs von zehn häufig Gestressten sind tägliche online. Von den manchmal Gestressten ist nur die Hälfte täglich online. Bei den selten Gestressten nur noch vier von zehn Befragten.

Dass jemand viel Zeit im Internet verbringt, heißt jedoch nicht, dass er oder sie auch zu viel Zeit im Internet verbringt. Hier eine Grenze zu ziehen ist schwierig. Doch wie empfinden die Befragten ihren Internetkonsum selbst? Ein Viertel der Gestressten findet, sein Internetkonsum sei zu hoch. Bei den weniger Gestressten sagen auch weniger, dass sie zu viel Zeit im Netz verbringen.

Die TK weist jedoch auch darauf hin, dass in ihrer Studie keine Kausalitäten (Ursache-Wirkung-Zusammenhänge) untersucht wurden. Die Befragungen zeigen, dass hohe Internetnutzung und starker Stress zusammenhängen. Sie zeigen aber nicht, ob eines von beiden für das jeweils andere (mit-) verantwortlich ist.

Person hockt auf dem Boden an die Wand gelehnt und hält sich ein rotes Schild vors Gesicht, auf dem ein trauriger Smiley zu sehen ist.

Foto: PDPics/Pixabay

Digitaler Stress durch Social Media?

Du kennst das vielleicht: Du läufst zur Haltestelle, der Bus kommt erst in ein paar Minuten, dann checkst Du noch kurz Instagram. Deine Vorlesung an der Uni ist heute nicht so spannend, dann surfst Du währenddessen auf Facebook. In Deiner Mittagspause regnet es, daher bleibst Du lieber im Büro und twitterst. Die TK vermutet: „Wer soziale Medien im Alltag nutzt, […] muss öfter auf sein Display schauen und wird in der Regel selbst immer wieder etwas posten.“

Social Media kann ein netter Zeitvertreib sein. Du kannst mit Menschen in der ganzen Welt Kontakt aufnehmen – ob alte Freund*innen, neue Bekannte, Stars oder Unternehmen. Wie kann aus dem netten Zeitvertreib also Stress entstehen? „Die Annahme ist zunächst einmal, dass [das Lesen und Posten in Social Media] freiwillig geschieht und von den Betreffenden auch gern gemacht wird“, heißt es in der TK-Studie. „Trotzdem lässt sich vermuten, dass hier auch ein sozialer Druck entsteht, der Stress verursachen kann.“

Eine Zusammenhang lässt sich in den Befragungen durchaus erkennen: Mehr als die Hälfte der häufig Gestressten sagen, soziale Medien gehören für sie im Alltag dazu. Bei den selten Gestressten gilt dies nur für rund ein Drittel der Befragten.

Übrigens: Wenn Du keine Lust mehr darauf hast, ständige die Likes, Shares, Retweets und Co Deiner Posts und der Posts Deiner Freund*innen im Auge zu behalten, dann verbanne sie doch einfach aus Deinem Blickfeld. Wie das geht, erklären wir in unserem Blogartikel „Demetricator: Schluss mit dem Social Media Wettstreit“.

Always On: Digitaler Stress durch ständige Erreichbarkeit?

Drei von 10 Berufstätigen gaben in der TK-Stressstudie an, ihr Job erfordere, nach Feierabend, an den Wochenenden und im Urlaub erreichbar zu sein. Auch hier gibt es wieder einen Zusammenhang zum Stresslevel der Befragten. Ein Viertel der häufig Gestressten ist auch nach Feierabend erreichbar. Bei den manchmal Gestressten sind es nur 16 Prozent und bei den selten oder nie Gestressten nicht einmal jede*r Zehnte.

Je gestresster, desto häufiger erreichbar. Oder je häufiger erreichbar, desto gestresster? Die TK hat die ständig Erreichbaren auch direkt danach gefragt, ob Always On für sie einen Stressfaktor darstellt. Zwei Drittel haben dies bejaht. Die eindeutige Mehrheit sagt also, dass ständige Erreichbarkeit stressig ist.

Umfrageergebnisse zeigen, dass die meisten Menschen täglich online sind. Sie können sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen. Gleichzeitig glauben viele Menschen, dass sie im Internet ihre Zeit verschwenden.

Grafik: Statista

FOMO und JOMO

Warum checken wir mehrmals täglich unsere Social Media Apps? Warum sind manche von uns ständig erreichbar? 17 Prozent der Internetnutzer*innen sagten in der TK-Befragung, sie hätten das starke Gefühl, etwas zu verpassen, wenn sie längere Zeit nicht im Netz waren. Für dieses Gefühl hat sich der Begriff FOMO (Fear of Missing Out) etabliert. Das Gegenteil zu FOMO ist JOMO: Joy of Missing Out (= Gefallen daran finden, etwas zu verpasen). Jede*r zweite Internetnutzer*in sagte der TK, bewusst zu versuchen, in der Freizeit so viel wie möglich offline zu sein.

Digitaler Stress durch Cyberkriminalität?

Einige Internetnutzer*innen gaben in der Befragung an, online schon schlechte Erfahrungen mit Abzocke, Mobbing oder Stalking gemacht zu haben. Bei den häufig Gestressten waren es etwa drei von 10 Befragten, bei den Stressfreien nur halb so viele. Mit kriminellen Handlungen im Netz konfrontiert zu werden, ist unangenehm und kann mitunter auch zu Stress führen – genau wie in der analogen Welt.

Medienkompetenz gegen digitalen Stress?

Die Befragungsergebnisse sind kein Beweis dafür, dass Internetnutzung per se zu Stress führt oder als solcher empfunden wird. Aber es ist sehr interessant, zu sehen, dass sich der Zusammenhang „Viel online – viel Stress“ durch alle Befragungsbereiche durchzieht. Und drei Aussagen lassen darauf schließen, dass es so etwas wie digitalen Stress wirklich geben könnte:

  • Ständige Erreichbarkeit wird mehrheitlich als Stress empfunden
  • Etwas online verpassen zu können, kann zu Angst und damit vielleicht auch zu Stress führen
  • Konfrontation mit Cybercrime könnte zu Stress führen

Die TK resümiert in ihrer Studie jedenfalls: „Offenbar ist Internetkonsum nur bedingt zum Stressabbau geeignet“. Und sie empfiehlt, „vor allem [den]jenigen, die bereits ihren Arbeitstag vor dem Bildschirm verbringen, sich [zu] fragen, ob dies der richtige Ausgleich für sie ist“. Medienkompetenz bedeutet eben nicht nur zu wissen, wie ein technisches Gerät bedient wird, sondern auch, wann es sinnvoll ist, es einfach mal nicht zu bedienen.

EIne Grafik zeigt, dass das Smartphone von vielen Menschen als Stressfaktor empfunden wird.

Grafik: Deutsche Welle

Quellen

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