Ich erinnere mich noch daran, wie ich als Kind die Idee, ständig mit einem Telefon herum zu laufen, völlig verrückt fand. Eine Freundin war völlig begeistert, ich konnte es mir nicht vorstellen, wollte das für mich auch gar nicht. Lange hatte ich kein eigenes Handy, stattdessen eine Telefonkarte dabei, falls ich von unterwegs meine Eltern erreichen müsste. Das waren die 90er. Inzwischen ist es auch für mich selbstverständlich: Wenn ich raus gehe, checke ich, ob Schlüssel, Portemonnaie und Smartphone dabei sind.
Vom Telefon zum Allzwecktool
Das kleine flache Smartphone ist schon lange kein Telefon mehr. Es ist Spielzeug, Informationsquelle, Fotoapparat, Verbindung zu Freunden und anderen Kontakten, Straßenkarte, Navigator, Kalender und Organizer und einiges mehr, je nachdem was der Mensch eben so braucht. Und all das rund um die Uhr von überall.
Ist das nicht wunderbar?
Ja, ein kleines Gerät, das vieles kann, vieles erleichtert, das ist wunderbar praktisch.
Ist das nicht auch irgendwie furchtbar?
Ja, es kann auch ganz schön stressig sein, gar zu einer richtigen Belastung werden. Dabei ist es doch nur ein kleines technisches Gerät, dass das Leben erleichtern soll.
Fahren wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder gehen durch die Stadt, sie sind überall, Menschen mit ihren Smartphones in der Hand. 2015 wurde der Begriff „Smombie“ für Menschen geprägt, die permanent auf ihr Smartphone starren. Auch wenn bis zur Wahl des Jugendwortes des Jahres 2015 offenbar niemand den Begriff kannte, wird es seitdem häufig verwendet.
Haben Smombies ein Problem?
„Auf der Straße Zeitung lesen, ist noch niemals gut gewesen“, ein Spruch aus meiner Kindheit. Den bekam ich zu hören, wenn meine Oma mir ein Comicheft gekauft und ich gleich bei Verlassen des Ladens hinein geschaut hatte.
Nicht nur am Steuer, auch zu Fuß kann das Smartphone im Straßenverkehr gefährlich sein. Der ACE (Auto Club Europa) schätzt das Smartphone als drittgrößtes Unfallrisiko im Straßenverkehr ein, wie der Focus berichtet. Die größten Risiken sind Alkohol am Steuer und überhöhte Geschwindigkeit.
- Doch ist die Gefahr, die vom Straßenverkehr ausgeht, das einzige Problem?
- Oder ist das Smartphone selbst mit seiner permanenten Anwesenheit ein Problem?
- Kann es überhaupt noch zur Seite gelegt oder gar zu Hause gelassen werden?
Jugendliche bestätigen bei der Frage, ob sie denn handysüchtig seien, oft sehr überzeugt mit „Ja“.
Die Tatsache, dass jemand das Gerät oft und gerne nutzt, ist allein nicht ausreichend, um von einer tatsächlichen Sucht zu sprechen. Um einen Eindruck zu bekommen, ob das eigene Smartphone-Nutzungsverhalten Tendenzen einer Sucht aufweist, können die Fragen zur Computerspielsucht auf das Smartphone bezogen beantwortet werden.
Es braucht nach klassischem Suchtverständnis, neben dem exzessiven Nutzungsverhalten, eindeutig negative Konsequenzen, die ignoriert werden, Entzugserscheinungen, Kontrollverlust, Steigerung der Dosis und die Tatsache, sich selbst und andere über das wahre Ausmaß zu belügen.
Smartphone und Ängste
Seit einigen Jahren ist die „Nomophobie“ (Nomobilephonephobia), die Angst davor, ohne Smartphone zu sein, als Krankheitsbild im Gespräch. Es gibt noch keine offizielle Diagnose dafür. Ebenso verhält es sich mit FOMO (Fear of missing out), die Angst etwas zu verpassen, wenn man das Smartphone nicht dabei oder nicht eingeschaltet hat.
Die ständige Erreichbarkeit und der damit verbundene ständige Zwang, kommunizieren zu müssen, ist für nicht wenige Menschen ein erheblicher Stressfaktor.
Im Interview spricht Informatik-Professor Alexander Markowetz von der Universität Bonn über das Thema Smartphonenutzung, vergleicht den exzessiven Umgang mit dem Smartphone anschaulich mit Diäten und dem Rauchen. Er prägt auch den Begriff „digitaler Burnout“.
Sorgst Du Dich, abhängig von deinem Smartphone zu sein und suchst Hilfe. Dann findest Du hier eine Übersicht an Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen.