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Person hält ein Smartphone vor sein Gesicht. Der Bildschirm leuchtet blau. Im Hintergrund erkennt man das Facebook-Logo.

Foto: geralt/pixabay

Beruflich bei Facebook sein müssen? Minimale Lösungen

19 Juni 2019

Lesezeit 7 Minuten

Facebook ist das größte soziale Netzwerk der Welt. Und es wächst weiter. Je mehr Angebote Facebook in sein Netzwerk einbindet, desto mehr Zeit kann man in/mit ihm verbringen. Spiele, Nachrichten, Videos, Gruppen, Veranstaltungen, Dating, Marktplatz, ein endloser Newsfeed und vieles mehr. Die Möglichkeiten der Ablenkung sind schier grenzenlos.

Manchen Menschen wird das zu viel. Manche möchten weniger Zeit mit Social Media verbringen. Manch andere möchten ganz davon weg kommen. Doch was tun, wenn man beruflich bei Facebook sein muss?

Vor der Einrichtung einer Facebook-Seite

Facebook-Seite für einen Star, eine Band oder ein Unternehmen

Bevor eine Facebook-Seite für berufliche Zwecke erstellt wird, sollte man sich gut überlegen, wie man vorgehen möchte. Es gibt zwei Möglichkeiten dazu.

Erstens: Schon bei der Registrierung kein privates, sondern ein öffentliches Profil wählen. Dazu kann man unter dem großen Registrieren-Button auf den Link „Erstelle eine Seite für einen Star, eine Band oder ein Unternehmen“ klicken. So bekommt man extra für diese Seite eigene Zugangsdaten. Die Mitarbeiter*innen, die die Seite betreuen, brauchen kein eigenes Facebook-Profil zu haben.

Screenshot der Registrierungsseite

Bild: Screenshot von Facebook

Facebook-Seite mit privatem Profil erstellen

Zweitens: Du (oder eine andere Person) erstellst die Seite mit einem privaten Profil. Du bist dann Administrator*in und kannst andere Personen zu ebensolchen ernennen (oder zu Redakteur*innen, Werbetreibenden oder Moderator*innen).

Dieser zweite Weg hat den Nachteil, dass Du nicht nur Deine privaten, sondern auch die Push-Benachrichtigungen der beruflichen Seite bekommst. Das lässt sich in den Einstellungen zwar deaktivieren, aber Dein privates Profil bleibt trotzdem mit der beruflichen Seite verbunden.

Du kannst nicht nur eine, sondern mehrere Seite pflegen. Die Anzahl ist nicht begrenzt. Deine Seiten – ob privat oder beruflich – werden Dir auf Deiner privaten Startseite angezeigt und sind nur einen Klick entfernt. Die Versuchung kann da groß werden, in der Freizeit doch mal schnell noch kurz…

Wenn es schon eine Facebook-Seite gibt

Wenn es schon eine Seite für Deine Organisation, Deine Band oder etwas anderes gibt und diese mit einem privaten Konto erstellt wurde, hast Du leider nicht mehr die Wahl, wie Du vorgehen möchtest. Es gibt jedoch eine Möglichkeit, privates und berufliches wieder voneinander zu trennen. Und – falls Du das möchtest – Dein privates Profil ganz zu löschen. Wie das geht, hat unsere Online-Redakteurin Saskia selbst ausprobiert und möchte ihre Erfahrungen mit Dir teilen.

Beruflich bei Facebook sein müssen – so geht’s minimal

Facebook ist mir privat schon seit langer Zeit ein Dorn im Auge. Zu groß, zu aufgebläht, zu unübersichtlich. Die Möglichkeit, „aufzuräumen“ gibt es nur in sehr begrenztem Umfang. Und dann noch die ganzen Skandale zum Thema Datenschutz.

Person guckt durch Fernglas mit Facebook Logos

Foto: Glen Carrie/Unsplash

Privat poste ich dort schon seit Jahren nicht mehr. Ich behalte allerdings interessante Seiten im Auge und betreue selbst mehrere Facebook-Seiten. Natürlich die von webcare+, aber auch noch ein paar ehrenamtlich. Insgesamt habe ich aktuell Zugriff auf fünf Seiten. Da kommt ganz schön was an Benachrichtigungen zusammen.

Die meisten meiner Freund*innen wissen, dass sie mir nicht über Facebook schreiben sollen. Aber nicht alle halten sich daran. Es gibt immer mal wieder welche, die es vergessen oder schlichtweg hartnäckig ignorieren. Und dann bekomme ich Nachrichten oder Einladungen zu Veranstaltungen oder zu Spielen. Das will ich alles gar nicht. Ich will Facebook rein beruflich nutzen. Fertig aus.

Idee Nr. 1: Facebook-Freundschaften kündigen

Ich hab mich also hingesetzt und überlegt, wie ich das bewerkstelligen könnte. Erste Idee: Einfach alle meine Facebook-Freundschaften aufkündigen. Aber dann würden meine ehemaligen Freund*innen sich wundern oder sauer sein, warum wir nicht mehr befreundet sind und mich doch wieder anschreiben oder mir eine erneute Freundschaftsanfrage schicken. Das klang nach viel Aufwand mit mäßigem Erfolg. Ein Plan B musste her.

Idee Nr. 2: Neues Facebook-Profil erstellen

Ein neues Profil anlegen, rein für berufliche Zwecke. Mit Pseudonym statt Klarnamen. Alle Administrationsrechte an das neue Profil übergeben. Dann das alte Facebook-Profil löschen. Mitsamt allen Daten, die das Technik-Unternehmen in meiner 10-jährigen Mitgliedschaft über mich gesammelt hat. Das klang für mich schon sehr viel besser. Das habe ich dann einfach mal versucht.

Schnell wurde mir von dem sozialen Netzwerk aber ein Dämpfer verpasst. Ein paar Tage nach der Registrierung konnte ich mich plötzlich nicht mehr anmelden. Ich sollte meine Handynummer zur Verifizierung (Bestätigung der Identität) angeben. Ich wollte aber nicht, dass Facebook mein Handy mit meinem Profil in Verbindung bringt. Wenn ich schon einen Profil-Wechsel vornehme und alle meine alten Daten lösche, dann wollte ich gründlich sein. Stichwort Datenschutz.

Screenshot der Anmeldeseite von Facebook

Foto: Simon/Pixabay

Idee Nr. 3: Telefonnummer-Abfrage austricksen

Eigentlich eine Erweiterung der zweiten Idee. Ich habe mir eine günstige Prepaid-SIM-Karte für mein Handy geholt. Diese Handynummer habe ich extra für Facebook gekauft. SIM aktivieren, von Facebook den Bestätigungscode per SMS empfangen, Konto verifizieren, SIM wieder aus dem Handy nehmen und in der Schreibtisch-Schublade im Büro verstauen. Und siehe da: Das hat funktioniert!

Idee Nr. 4: Facebook über‘s Handy

Natürlich bringt dieser Telefonnummer-Trick nichts, wenn Du auf Deinem Handy weiterhin die Facebook App oder den Facebook Messenger nutzt. Wenn Du Deine Handynummer Facebook vorenthalten möchtest, solltest Du die Apps vorher deinstallieren. Ich persönlich hatte die nie auf dem Handy oder habe sie beim Gerätekauf direkt gelöscht. Facebook kann man zum Beispiel auch über die Browser App nutzen, den Messenger allerdings nicht. Aber es gibt ja viele alternative Messenger.

Wer eine mobile Version von Facebook für den Job benötigt, macht dies am besten nur über ein Diensthandy. Besitzt man kein Diensthandy und bekommt von den Vorgesetzten auch keines genehmigt, kann man mit einer Sandwich-App die beruflichen Seiten im Auge behalten. Zum Beispiel mit Friendly. Wie unser Kollege Ben Wockenfuß in seinem Gastbeitrag erklärt, verbraucht diese App auch weniger Strom und Speicherplatz und liest weniger Daten aus.

Ein Smartphone zeigt einen blauen Bildschirm mit Facebook-Logo. Mit einem Touch-Stift wurde das Logo durchgestrichen.

Foto: Thought Catalog/Unsplash

Privates Facebook-Profil löschen

Nach einer Probezeit von einem Monat habe ich mein altes Konto dann gelöscht. Hat gar nicht wehgetan. Ich habe das sogar als sehr befreiend empfunden. Meinen Facebook-Freund*innen habe ich vorher noch eine Nachricht geschickt: „Ich lösche nächste Woche mein Facebook-Konto. Ihr erreicht mich ab sofort nur noch über E-Mail, Anruf, SMS oder Messenger.“

Die meisten hatten Verständnis und haben mich für meine mutige Entscheidung bewundert. Nur ein paar wenige wollten mein Verhalten nicht so richtig verstehen. Das waren übrigens dieselben Leute, die meinen Wunsch, mich nicht über Facebook zu kontaktieren, vorher ignoriert hatten.

PS: Die Idee mit einem rein beruflichen Social Media Konto lässt sich natürlich auch auf andere soziale Netzwerke übertragen. Die App Friendly gibt es neben Facebook auch für Twitter und Instagram.

Ein Wecker und eine Tasse stehen auf einem Nachttisch. Das Handy bleibt bei der medienfreien Morgenroutine beiseite. Medienfreie Morgenroutine: Ein guter Start in den Tag? Schreibtisch mit einer Tastatur, einem Notizbuch und einer Tasse Kaffee Digitaler Minimalismus – Ein Selbstversuch
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