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WhatsApp Symbol auf dem Bildschirm eines Smartphones

Foto: webster2703

WhatsApp: Sind alternative Messenger besser?

14 Februar 2019

Lesezeit 7 Minuten

Fast jeder Mensch, der ein Smartphone besitzt, nutzt WhatsApp. Und das, obwohl der Messenger in den letzten Jahren immer wieder scharfe Kritik für seinen laschen Umgang mit dem Datenschutz seiner Nutzer*innen erhalten hat. Die Verbraucher*innenzentrale hat sogar Klage gegen WhatsApp eingereicht. Ab Februar 2019 will Facebook, dem WhatsApp gehört, sogar Werbung in den Messenger einführen. Sollte man also lieber alternative Messenger nutzen? Welche Vor- und Nachteile hat der Wechsel zu anderen Anbieter*innen?

Alternative Messenger: Welche Kriterien sollen sie erfüllen?

Ein kurzes Fazit vorab: Den perfekten Messenger gibt es nicht. Welcher Messenger für Dich am geeignetsten ist, hängt von Deinen Prioritäten ab. Legst Du besonders viel Wert auf Sicherheit und Datenschutz? Möchtest Du am liebsten eine*n Anbieter*in aus Deutschland oder zumindest Europa haben? Oder sollen einfach möglichst viele Deiner Freund*innen den Messenger auch nutzen?

Zum letzten Punkt direkt ein Hinweis: WhatsApp ist der unangefochtene Marktführer unter den Messengern. Wenn die Verbreitung beziehungsweise die Nutzer*innenzahlen Dein einziges Kriterium ist, kann Dich zum jetzigen Zeitpunkt (Februar 2019) vermutlich kein anderer Messenger zufriedenstellen. Wenn Du WhatsApp also weiterhin als Standard nutzen möchtest, können wir Dir an dieser Stelle nur raten, besonders vorsichtig zu sein, welche Daten und Dateien du dort mit Deinen Kontakten teilst.

Person hält Handy vor ihren Mund. Auf dem Handy ist ein Whatsapp Symbol.

Foto: Rachit Tank/Unsplash

Alternative Messenger: Welcher ist der beste?

Wenn Du hingegen einen neuen Messenger ausprobieren möchtest, können wir Dir hier ein paar Tipps geben, welche der vielen Apps für Dich interessant sein könnten. Denn den Überblick über die zahlreichen Anbieter*innen zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Fast alle Magazine, Zeitschriften oder Blogs, die sich mit Technik beschäftigen, haben Artikel veröffentlicht, in denen sie die besten Alternativen zu WhatsApp vorstellen. Deckungsgleich sind die Ergebnisse jedoch nicht, denn auch Redakteur*innen haben Prioritäten.

Woran soll man sich da also orientieren? Wir möchten uns an Dir orientieren, an den Nutzer*innen, an den Menschen, an ihren Bedürfnissen und an ihrer Sicherheit. Auch wenn Datenschutz nicht Dein schärfstes Kriterium ist, liegt uns Deine Sicherheit dennoch am Herzen. Deswegen haben wir diesen Punkt in unsere Recherche miteinbezogen. Informiert haben wir uns dort, wo Verbraucher*innenschutz und Sicherheit im Internet an vorderster Stelle stehen: Bei der Verbraucher*innenzentrale, bei Stiftung Warentest, SaferInternet.at, KlickSafe.de, Mobilsicher und beim Verein Digitalcourage.

Alternative Messenger: Sind Datenschutz und Sicherheit besser?

Unter den Aspekten von Datenschutz und Sicherheit sind folgende Messenger mit Vorsicht zu genießen: Facebook Messenger, Line, Viber, WeChat und WhatsApp. Diese Apps versenden Deine Nachrichten entweder erst gar nicht verschlüsselt und/oder sie sammeln und speichern allerlei andere Daten und/oder sie geben Deine Daten an Dritte weiter. Verschlüsselt bedeutet, dass nur Du und die Empfänger*innen den Inhalt eurer Nachrichten lesen können, nicht die Anbieter*innen. Andere Daten, die gesammelt werden können, sind zum Beispiel Datum und Uhrzeit Deiner Unterhaltungen, die Telefonnummern Deiner Kontakte oder die versendeten Dateien (Fotos, Audio, Video).

Doch welcher Messenger ist denn nun am sichersten? Wer geht mit unseren Daten am verantwortungsvollsten um? Von unseren sechs Recherche-Quellen werden folgende Messenger als sicherer eingestuft: Vier Quellen nennen den Messenger Threema. Drei Nennungen fallen auf die App Signal. Telegram wird zwei Mal genannt.

Weitere Messenger mit nur je einer Nennung sind SIMSme, Riot und verschiedene XMPP-Messenger (XMPP = Extensible Messaging and Presence Protocol, deutsch: Erweiterbares Nachrichten- und Anwesenheitsprotokoll, bezeichnet die technische Funktionsweise des Messengers). Letztere sind bisher allerdings entweder nur fürs iPhone oder nur für Android-Handys verfügbar und in der Handhabung etwas komplizierter. Deswegen wollen wir hier nicht weiter auf sie eingehen.

Person tippt etwas in eine Messenger App, die nicht Whatsapp ist

Foto: rawpixel/pixabay

Alternative Messenger: Wo liegen Deine Prioritäten?

Ansonsten haben alle hier genannten Messenger Vor- und Nachteile, über die Mobilsicher eine gute Übersicht bietet (ausgenommen Riot, über den berichtet nur Digitalcourage). Welcher von ihnen für Dich die beste App ist, hängt davon ab, was Du willst.

Datenschutz und Sicherheit

Hoccer und SIMSme sind von deutschen Anbieter*innen, Threema und Wire aus der Schweiz und Riot aus Großbritannien. Die ersten vier haben daher auch Datenschutzerklärungen auf Deutsch. Telegram hat seinen Sitz in Dubai und unterliegt damit ebenso wenig den europäischen Datenschutzrichtlinien wie Signal aus den USA.

Signal greift als einzige der oben genannten Apps bei der Installation automatisch und ungefragt auf Dein Telefonbuch zu, um zu prüfen, welche Deiner Kontakte ebenfalls Signal nutzen. Die anderen Apps machen dies entweder gar nicht oder nur nach Erlaubnis. Eine anonyme Anmeldung, die über eine E-Mail-Adresse oder mit einem Benutzernamen anstelle Deiner Handynummer funktionieren, sind mit Hoccer, Riot, Threema und Wire möglich.

Verschlüsselt können alle diese Messenger senden (Achtung: Bei Telegram sind nur die „geheimen Chats“ verschlüsselt). Eine Funktion, die Deine versendeten Nachrichten automatisch nach einer bestimmten Zeit löscht, bieten Signal, SIMSme, Telegram und Wire an. SIMSme kannst Du zusätzlich mit einem Passwort schützen.

Weitere Kriterien

Sprach- und Videoanrufe können nur mit Riot und Wire getätigt werden. Threema bietet noch Sprachanrufe an, jedoch keine Videochats.

Wenn Du hingegen Wert auf Open Source (deutsch: Lizenzfreie Produkte) legst, wirst Du bei Riot und Wire fündig. Threema ist der einzige dieser Messenger, der nicht kostenlos verfügbar ist. Er kostet einmalig für Android-Handys 2,99 Euro und für iPhones 3,49 Euro (Stand Februar 2019).

Von diesen WhatsApp-Alternativen scheint Telegram die weiteste Verbreitung zu haben. Allerdings kann dieser Aspekt bei Dir persönlich auch ganz anders ausfallen. Vielleicht hat sich in Deinem Freund*innen- oder Bekanntenkreis ja schon einer der anderen Apps etabliert?

Person spricht in einem Videochat über ihr Smartphone

Foto: rawpixel/Unsplash

Fazit: Es gibt nicht den einen besten Messenger

Du siehst also: Welcher Messenger für Dich am geeignetsten ist, hängt von Deinen Prioritäten ab. Den perfekten oder den universal besten Messenger gibt es nicht. Dennoch bieten einige Messenger einen ähnlichen Funktionsumfang wie WhatsApp, schützen dabei Deine Daten aber sehr viel besser.

Übrigens: Unsere webcare+ Redakteurin hat früher auch WhatsApp genutzt, ihr Konto aber inzwischen gelöscht – und es hat gar nicht wehgetan. Stattdessen bleibt sie jetzt über Threema, Telegram und Signal mit ihren Freund*innen in Kontakt und freut sich über die insgesamt kürzere Kontaktliste. Menschen, denen Du wichtig bist, werden Dir wahrscheinlich zu anderen Messengern folgen oder über andere Kommunikationskanäle mit Dir in Verbindung bleiben. Und vielleicht wirkt sich die Reduktion der täglichen Kommunikationspartner*innen ja sogar positiv auf Dein Wohlbefinden aus. Unsere Redakteurin berichtet jedenfalls über weniger sinnlose Nachrichten und weniger Ablenkungen im Alltag.

WhatsApp: Einfach deinstallieren oder Konto löschen?

Gut zu wissen: Wenn Du WhatsApp einfach nur von Deinem Handy deinstallierst, bleibt Dein Nutzer*innenkonto und Deine Daten erhalten. Der Vorteil daran ist, dass Du jederzeit zurückkehren könntest, indem Du die App auf Deinem Handy oder einem anderen neu installierst. Du meldest Dich dann einfach wieder mit deiner Telefonnummer an und schon hast Du alle Deine WhatsApp-Kontakte und Chats aus dem Archiv zurückgeholt. Der Nachteil: Dieser Komfort ist nur möglich, da WhatsApp/Facebook Deine Daten weiterhin speichert. Willst Du Dich dem ganz entziehen, solltest Du Dein WhatsApp-Konto erst löschen, bevor Du Die App deinstallierst.

Übrigens: Wie WhatsApp und andere Messenger unsere Kommunikation verändern und wie es ist, sechs Wochen auf sie zu verzichten, darüber hat unsere ehemalige Kollegin Stefanie Braun Artikel in unserem Blog verfasst. Vielleicht interessieren Dich diese Beiträge ja auch?

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