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Junge vor Computer, um ihn herum fliegen Nullen und Einsen.

Foto: Matryx / Pixabay.com

Onlinezeit Jugendlicher erstmals wieder auf Vor-Pandemie-Niveau

14 Dezember 2022

Lesezeit 6 Minuten

Letzte Woche hat webcare+ sich mit der Onlinestudie von ARD und ZDF beschäftigt. Die nächste interessante Umfrage ließ nicht lange auf sich warten. Schon hat der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) seine jährliche JIM-Studie veröffentlicht. Auch diese wollen wir hier kurz beleuchten und für Dich ein paar zentrale Ergebnisse zusammenfassen, vor allem in Bezug auf die Onlinezeit Jugendlicher.

Die JIM-Studie

JIM ist die Abkürzung für Jugend, Information, Medien. Die Studienreihe wird seit 1998 vom mpfs erhoben. Der mpfs ist eine Kooperation der beiden Medienanstalten von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Die JIM-Studie wird gemeinsam vom mpfs und Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Dieses Jahr wurden 1.200 Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren mittels telefonischer Interviews und Online-Fragebögen befragt.

Onlinezeit der Jugendlichen

Im Jahr 2022 sind 84 Prozent der Jugendlichen täglich im Netz unterwegs, weitere zehn Prozent zumindest mehrmals in der Woche und nur sechs Prozent nutzen das Internet seltener. Mit steigendem Alter nimmt die Nutzungszeit deutlich zu:

  • 12-13 Jahre: 176 Minuten
  • 14-15 Jahre: 194 Minuten
  • 16-17 Jahre: 210 Minuten
  • 18-19 Jahre: 233 Minuten

Am Wochenende verbringt etwa die Hälfte der Jugendlichen mehr Zeit im Netz als unter der Woche. Zwei von zehn Jugendlichen sagen, dass sie am Wochenende eher weniger Zeit im Internet verbringen. Durchschnittlich 204 Minuten pro Tag waren Jugendliche in Deutschland im Jahr 2022 online.

Säulendiagramm

Grafik: mpfs

Onlinezeit und Corona-Pandemie

Während der Corona-Pandemie ist die Onlinezeit unter Jugendlichen stark angestiegen. Angesichts fehlender Freizeit-Alternativen ist das nicht verwunderlich. Zudem haben uns digitale Medien in den Phasen von Lockdowns, Social Distancing und Home Schooling geholfen, untereinander in Kontakt zu bleiben. Von 2019 auf 2020 ist die täglich Onlinezeit daher um fast eine ganze Stunde gestiegen, von 205 auf 258 Minuten. In 2021 gab es zwar einen leichten Rückgang, aber mit 241 Minuten täglich lag die Onlinezeit immer noch deutlich über den Zahlen von 2012-2019. In 2022 ist der Wert nun zum ersten Mal wieder auf ein Niveau wie vor der Pandemie gefallen (204 Minuten).

Die JIM-Studie erfasst nicht nur Online-Aktivitäten, sondern auch andere Freizeit-Aktivitäten. Und auch hier zeigt sich eine Annährung an den Zustand vor der Pandemie: Freizeitaktivitäten außer Haus, wie das Treffen mit Freunden oder Sport, nehmen wieder zu. Neben der Onlinezeit ist auch die Lesezeit, die zu Pandemiebeginn deutlich angestiegen war, nun wieder auf dem Niveau von 2019 angelangt. In manchen Bereichen bleibt die Nutzungszeit jedoch hoch. So liegt die durchschnittliche Zeit, die Jugendliche mit digitalen Spielen oder dem Fernsehen verbringen, weiterhin deutlich über den Werten von 2019.

  • Digitale Spiele: 81 Minuten (2019) – 110 (2021) – 109 Minuten (2022)
  • Fernsehen: 107 Minuten (2019) – 137 (2021) – 132 Minuten (2022)
Balkendiagramm

Grafik: mpfs

Soziale Medien, Influencer*innen und Werbung

Unter Jugendlichen wird Fernsehen dabei offenbar sehr weit gefasst. Bei der Frage nach dem liebsten Fernsehprogramm führt Netflix dieses Jahr erstmalig die Liste an. Fragt man nach den wichtigsten Apps, ist Netflix jedoch ziemlich weit unten in der Liste. Viel wichtiger sind für Jugendliche Messenger und soziale Medien, allen voran WhatsApp. Das deckt sich mit den Ergebnissen der ARD-ZDF-Onlinestudie, die alle Altersgruppen untersucht hat. Auch dort war Netflix die beliebtestes Video- und Spotify die beliebteste Audio-Streaming-Plattform. Bei den sozialen Netzwerken hatte allerdings Facebook die Nase vorn, was bei Jugendlichen keine große Rolle spielt. Stattdessen steht Instagram hier an erster Stelle.

Balkendiagramm

Grafik: mpfs

Wo soziale Netzwerke sind, sind Influencer*innen nicht weit. Das Thema Werbung wird hier oft diskutiert, vor allem auch im Zusammenspiel mit Jugendschutz. Tatsächlich gehen zwei Drittel der Jugendlichen davon aus, dass Werbung bei Influencer*innen auch immer als solche gekennzeichnet ist. Für knapp die Hälfte fühlt sich Influencer*innen-Werbung ehrlicher an als Fernsehwerbung. 40 Prozent haben auch schon mal ein Produkt gekauft, das von Influencer*innen empfohlen wurde. Selbst Influencer*in zu werden, kann sich jede*r vierte Jugendliche vorstellen.

Balkendiagramm

Grafik: mpfs

Fake News, Hate Speech und Co

Neben nicht gekennzeichneter Werbung begegnen Jugendlichen noch andere problematische Inhalte im Netz. 2022 sticht vor allem ein starker Zuwachs an Fake News heraus. Aber auch mit extremen politischen Ansichten und Verschwörungserzählungen wurden die Befragten konfrontiert. Hassbotschaften, Beleidigungen gegen sie selbst oder andere mussten ebenfalls einige erfahren. Achtung: Zwar gibt jede*r vierte Jugendliche an, von solchen Inhalten verschont geblieben zu sein. Allerdings bezieht sich diese Angabe nur auf den letzten Monat vor der Umfrage und nicht auf das ganze Jahr 2022.

Balkendiagramm

Grafik: mpfs

Mehr Zahlen zur Onlinezeit

Weitere Statistiken zu Mediennutzung, Mediensucht und Suchthilfe findest du in unserer Zusammenstellung „Zahlen auf einen Blick“.

Quelle

Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest (2022): JIM-Studie 2022. Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger.

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