Blog

Andi Gube im Trikot von Eintracht Frankfurt

Foto: Andi Gube/Eintracht Frankfurt

Beruf eSportler: Interview mit Andi Gube

10 Oktober 2019

Lesezeit 7 Minuten

Andi Gube wohnt in Frankfurt, ist 21 und von Beruf eSportler. Mit dem Fußballspiel FIFA auf der Playstation verdient er seit über einem Jahr sein Geld. Seit dem 1. Juli 2019 spielt er für Eintracht Frankfurt. Davor war er beim FC Ingolstadt. Vor seinem Vereinswechsel hat unsere Projektkoordinatorin Saskia Rößner Andi interviewt.

Saskia: Andi, wie lange hast Du gebraucht, um so gut zu werden?

Andi: Ich habe 2013 – da war ich 14 oder 15 Jahre alt – meine erste Spielekonsole bekommen, eine Playstation. Mein erstes Spiel war FIFA. Beidem bin ich bis heute treu geblieben. FIFA hat mir so viel Spaß gemacht, weil ich auch auf dem Rasen Fußball gespielt habe. Andere Spiele habe ich aber auch ab und zu gespielt, zum Beispiel Formel 1. Aber hauptsächlich Sportspiele.

Anfangs habe ich einfach gespielt, weil es mir Spaß gemacht hat. Dann verschiedene Modi, gegen Freund*innen, auf kleineren Plattformen und Turnieren. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich das wohl ganz gut kann. Professionell spiele ich seit etwa vier Jahren, also seit 2015. An den Profi-Turnieren darf man eh erst ab 16 Jahren teilnehmen. Seit etwa einem Jahr ist das FIFA-Spielen mein Job.

Saskia: Dein Beruf ist eSportler – wie kann ich mir das vorstellen?

Andi: Seit Anfang Juli bin ich als Übungsleiter und Spieler bei Eintracht Frankfurt tätig. Das heißt ich nehme wie die meisten eSportler auch an Turnieren teil, habe aber auch noch nebenbei eine andere Aufgabe. Ich kümmer mich quasi um die Nachwuchsspieler aus unserer Region in Frankfurt, trainiere und helfe Ihnen besser zu werden. Das ist auf jeden Fall eine besondere Situation und auch nicht alltäglich für die meisten anderen eSportlern. Das ganze dann noch zusätzlich bei meinem Lieblingsverein machen zu dürfen, ist umso schöner.

Zwei Menschen spielen gegeneinander Fifa

Foto: Jeshoots-com/Pixabay

Saskia: Glaubst Du, dass generell jede*r Mensch das Zeug zum eSport-Profi hat?

Andi: Prinzipiell denke ich, das ist auf jeden Fall einfacher zu erreichen als bei analogen Sportarten. Aber um Profi zu werden, reicht es nicht, einfach nur viel zu spielen. Es gehören auch ein vielseitiges Training, gewisses Talent und die mentale Einstellung dazu.

Saskia: Wie viel spielst Du am Tag?

Andi: Jedes Jahr kommt ein neuer FIFA-Teil raus. Darauf habe ich dann besonders viel Lust. Außerdem muss ich die Neuheiten im Spiel natürlich möglichst schnell kennenlernen. Daher spiele ich nach der Veröffentlichung immer etwas mehr, meist so fünf bis sieben Stunden am Tag. Wenn sich das gelegt hat, spiele ich nur noch etwa ein bis zwei Stunden täglich. Manchmal mehr, manchmal weniger. An Turniertagen spiele ich natürlich auch mehr. Mein Training besteht aber nicht nur aus Spielen.

Saskia: Was gehört noch zu Deinem Training?

Andi: Sport! Ich hab 13 Jahre lang Fußball gespielt. Irgendwann sind sich der Fußball auf dem Rasen und der auf der Playstation aber in die Quere gekommen. Bei beiden sind die Turniere in der Regel am Wochenende. Ich kann aber nicht gleichzeitig digital und analog Fußball spielen. Sport mache ich aber weiterhin, zum Beispiel Joggen und Fitness. Das ist wichtig, um weiterhin ein guter Spieler zu sein. Auch mentale Fitness und gesunde Ernährung sind wichtig.

Saskia: Was waren bisher Dein größter Erfolg und Deine größte Niederlage?

Andi: Letztes Jahr habe ich an einem Qualifikationsturnier in Amsterdam teilgenommen und bin unter die besten 60 Spieler der Welt gekommen. In die nächste Runde, die Top 16 für die Weltmeisterschaft, habe ich es dann aber wegen zwei Spielen nicht geschafft. Dieses Turnier war gleichzeitig mein größter Erfolg und meine größte Niederlage.

Andi Gube im Trikot vom FC Ingolstadt

Foto: Andi Gube/FC Ingolstadt

Saskia: Wie gehst Du mit Niederlagen um?

Andi: Manchmal kann ein einziger Gewinn über die Zukunft Deiner Karriere entscheiden. Als ich noch jünger war, habe ich mich bei Niederlagen immer sehr aufgeregt. Nicht so schlimm, dass ich den Controller in die Ecke geworfen hätte, aber ich bin schon nicht so damit klargekommen.

Im Laufe der Zeit hat man natürlich viele Niederlagen. Heute weiß ich, dass jede*r mal verliert, und gehe offener und gelassener mit Niederlagen um. Nächstes Spiel, nächste Möglichkeit zu gewinnen. Aber natürlich möchte ich auch meinen Verein nicht enttäuschen. Mittlerweile spiele ich ja nicht mehr nur für mich alleine.

Meine Freund*innen und die Leute aus meinem Team, meinem Verein und meiner Agentur verfolgen meine Spiele auch und reden mir gut zu, wenn ich mal verliere. Inzwischen werden manche Spiele auch im Fernsehen übertragen, sodass sogar meine Eltern live zugucken können.

Saskia: Welche Haltung haben Deine Eltern zu Deinem Job?

Andi: Als ich angefangen habe, zu spielen, hatten meine Eltern noch nicht so viel Verständnis dafür. Nach den ersten Turnieren mit Preisgeldern haben sie es schon etwas mehr verstanden. Spätestens mit meinem Arbeitsvertrag hatten Sie dann schwarz auf weiß, dass ich meine Zeit nicht verschwende. FIFA wird immer beliebter und ist immer öfter auch in TV oder Radio präsent. Meine Eltern verstehen immer mehr von dem, was ich da mache.

Saskia: Wie viel Zeit bleibt Dir für Aktivitäten mit Deinen Freund*innen?

Andi: Da die Turniere meistens samstags oder sonntags sind, habe ich eher selten ein freies Wochenende. Mit Freund*innen freitags oder samstags feiern zu gehen, ist oft nicht möglich. Das verstehen leider nicht alle immer. Dafür habe ich unter der Woche viel Freizeit und treffe mich dann mit ihnen. Auch in der FIFA-Community habe ich viele neue Freund*innen gefunden. Die haben ja den gleichen Tagesablauf wie ich.

Fußball auf einem Fußballfeld

Foto: Peter Glaser/Unsplash

Saskia: Und wie sieht es mit Urlaub aus?

Andi: Auch da muss ich mich zeitlich nach der FIFA-Saison und den Spielterminen richten. In der Winterpause kann ich zum Beispiel sehr gut Urlaub im Voraus planen. Ansonsten gibt es immer mal wieder eine Woche, in der gerade keine Spiele oder Turniere anstehen. Allerdings ist es dann eher schwierig, wenn ich mit jemand anderem zusammen Urlaub machen möchte. So kurzfristig bekommt nicht jede*r Urlaub.

Saskia: Wie wichtig ist für Dich Deine Präsenz in den sozialen Netzwerken?

Andi: Das ist auf jeden Fall wichtig geworden, für mich persönlich, aber auch für den Verein. Was bringt es, wenn ich die ganze Zeit spiele, aber meine Erfolge keiner mitbekommt? Ich bin bei Instagram (@andi_gube), Facebook und Twitter. YouTube und Twitch finde ich ebenfalls wichtig, bisher hatte ich dafür aber noch nicht die Zeit. Aber das ist in naher Zukunft auf jeden Fall noch geplant.

Saskia: Ist FIFA das Wichtigste in Deinem Leben?

Andi: Einer der wichtigsten Dinge ja. Dadurch dass ich einen Verein repräsentiere und damit mehr oder weniger in der Öffentlichkeit stehe, ist es auch schwer zu sagen, dass es nicht wichtig in meinem Leben ist. Es beschäftigt mich, vor allem auch in der Zeit, wo ich selbst gar aktiv spiele, weil ich einfach an die kommenden Aufgaben denken muss. Würde ich FIFA nur aus Spaß spielen, wäre es aber nur ein Zeitvertreib wie zum Beispiel andere sportliche Aktivitäten.

Saskia: Andi, vielen Dank für deine Zeit und die sehr interessanten Einblicke in deinen Berufsalltag als eSportler.

Blogartikel-Serie zu eSport

Dieser Gastbeitrag wurde im Rahmen unserer Blogartikel-Serie zu eSport veröffentlicht. Schau doch auch mal in die anderen Beiträge rein:

Frau spielt am Computer eSport und Gender: Interview mit Natalie Denk und Yvonne Scheer eSport Schriftzug im Vordergrund, im Hintergrund ein Bildschirm, auf dem ein Autorennen gespielt wird eSport – Auftakt einer Blogartikel-Serie
Diesen Artikel Teilen auf:
Interessante Beiträge

Du hast Fragen oder Anregungen?

Schreib uns gerne eine Nachricht, wir helfen Dir weiter.