Blog

Mann hält Playstation-Controller und guckt angestrengt

Foto: Sammy Williams / Unsplash.com

Eltern-LAN: Nachhilfe für Eltern in Sachen Computerspiele

31 März 2022

Lesezeit 5 Minuten

Für Eltern, die nicht selber zocken, bedeutet die große Welt der Videospiele böhmische Dörfer. Looten, Level und AFK sind für sie vermutlich Fremdwörter. Um seine Kinder angemessen begleiten und vor Risiken schützen zu können, ist es aber wichtig, zu verstehen, was in der Spielwelt vor sich geht. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) bietet seit einigen Jahren daher eine Eltern-LAN an. Darüber haben wir mit Matthias Thanos gesprochen. Er ist bei der bpb Referent mit dem Arbeitsschwerpunkt Games & Medienpädagogik.

Saskia Rößner: Was ist eine Eltern-LAN?

Matthias Thanos: Die Eltern-LAN ist eine medienpädagogische Veranstaltungsreihe zum Thema digitale Spiele und der Umgang damit in der Familie. Die Präsenzveranstaltung findet in Schulen in Form eines rund vierstündigen Elternabends statt.

Die Eltern und pädagogischen Fachkräfte erhalten zunächst Informationen zu Genres und Geschichte und zur Nutzung durch Kinder und Jugendliche. Anschließend probieren sie selbst ausgewählte digitale Spiele aus und spielen beispielsweise in Teams den Shooter Counter-Strike. Dann erhalten sie noch einen Input zur Wirkung digitaler Spiele und zu exzessivem Spielen. Zum Schluss diskutieren wir über die Inhalte, ihre Eindrücke und den pädagogischen Umgang im Alltag.

Eltern-LAN findet auch während Pandemie statt

Saskia Rößner: Kann in der aktuellen Pandemie überhaupt eine Eltern-LAN stattfinden?

Matthias Thanos: Im Zuge der Pandemie haben wir eine zweistündige Online-Variante gestartet. Die Spielphase wird hier über ein anschauliches Live-Let‘s-Play realisiert. Ganz ähnlich, wie es Kinder und Jugendliche auch von Plattformen wie Twitch kennen.

Saskia Rößner: Wer steckt hinter der Eltern-LAN?  

Matthias Thanos: Die Präsenzveranstaltung organisiert der SpieleratgeberNRW gemeinsam mit der Akademie Remscheid und der bpb und realisiert sie in Kooperation mit der jeweils gastgebenden Schule. Wir stellen die medienpädagogischen Fachkräfte und die nötige Technik. Die Online-Veranstaltung führt die bpb mit Unterstützung des SpieleratgeberNRW durch.

Saskia Rößner: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Eltern-LAN zu veranstalten?

Matthias Thanos: Die Idee zur Eltern-LAN ist vor meiner Zeit bei der bpb entstanden, vor 2008, im Austausch mit dem Institut Spielraum der damaligen Fachhochschule (heute TH) Köln. Es war unter anderem eine Reaktion auf die sogenannte Killerspieldebatte. Diese wurde in der deutschen Öffentlichkeit sehr hitzig geführt und war teils von Unkenntnis über das Medium geprägt. Die Eltern-LAN wollte diesen Diskurs versachlichen. Darus entstand die Idee, die Teilnehmenden die betreffenden Spiele auch tatsächlich während der Veranstaltung ausprobieren zu lassen.

Zwei Frauen zocken Handyspiele

Foto: Afif Kusuma / Unsplash.com

Problematisches Spielverhalten ist ebenfalls Thema

Saskia Rößner: Inwiefern thematisieren Sie bei der Eltern-LAN problematisches Spielverhalten?

Matthias Thanos: Der enthaltene Input zur Medienwirkung und zum exzessiven Spielen behandelt unter anderem die verschiedenen Motivatoren des Spielens, die Medienwirkungstheorien, Aspekte der Gewaltdarstellung und Gründe für problematisches Spielverhalten. Wir thematisieren auch die Diagnosekriterien der WHO für die sogenannte Gaming Disorder. Diese Themen diskutieren und vertiefen wir entsprechend des Interesses der Teilnehmenden vor Ort.

Saskia Rößner: Welche Frage wird bei der LAN von Eltern am häufigsten gestellt? Und wie ist Ihre Antwort darauf?

Matthias Thanos: Eine der häufigsten Fragen betrifft die tägliche Spielzeit. Wie lange soll man sein Kind zu Hause spielen lassen? Wir antworten darauf in der Regel, dass dies natürlich von den individuellen Faktoren des Kindes (Alter, Reife, Selbstkontrolle) abhängig ist. Dass es vor allem wichtig ist, dass das Kind die alltäglichen Herausforderungen bewältigt, Sozialkontakte nicht vernachlässigt und sich allgemein positiv entwickelt. Die Eltern sehen wir hier in der Expert*innen-Rolle und ermutigen sie, mit ihren Kindern ins Gespräch darüber zu kommen.

Eltern-LAN ist nicht nur für Eltern

Saskia Rößner: Können an der Eltern-LAN nur Eltern teilnehmen?

Matthias Thanos: Auch wenn die Eltern-LAN konzeptionell auf Eltern zugeschnitten ist, steht die Veranstaltungsreihe selbstverständlich auch anderen Bezugspersonen wie Tanten oder Onkel, Großeltern oder auch pädagogischen Fachkräften offen. Insbesondere Lehrkräfte besuchen regelmäßig unsere Veranstaltungen, um sich ein aktuelles Bild vom Medienverhalten ihrer Schüler*innen zu machen.

Saskia Rößner: An wen können sich Interessierte wenden, wenn sie mehr über die Eltern-LAN erfahren oder an einer teilnehmen möchten?

Matthias Thanos: Die Eltern-LAN findet entweder in Präsenz an Schulen statt oder als Online-Veranstaltung. Wer an einer Schule eine Eltern-LAN durchführen möchten, kann uns per Mail an elternlan@bpb.de anfragen. Am besten plant man dabei vier Monate Vorlauf ein, auch weil die über das Jahr verfügbaren Zeitfenster oft schnell vergeben sind.

Die Online-Veranstaltung hingegen steht für alle offen, dort kann sich jeder für einen der unter www.bpb.de/elternlan genannten Online-Termine anmelden, sofern trotz der großen Nachfrage noch ein Platz frei ist. Auf dieser Website finden sich auch alle weiteren Infos zum Veranstaltungsformat – ob in Präsenz oder online.

Saskia Rößner: Vielen Dank für das Interview!

Mann und Frau beim Zocken Videospiele: Wie Eltern das Spielverhalten ihrer Kinder beeinflussen Social Madia App-Symbole auf einem Smartphone Machen viele Social Media-Freundschaften glücklich?
Diesen Artikel Teilen auf:
Interessante Beiträge

Du hast Fragen oder Anregungen?

Schreib uns gerne eine Nachricht, wir helfen Dir weiter.