„Schalt mal ab, Deutschland!“ – so lautet der Titel der neuen TK-Studie zu Digitalkompetenz. Aber warte mal: Was hat Abschalten denn mit digitaler Kompetenz zu tun? Das verraten wir Dir gleich, keine Sorge. Außerdem bekommst Du in diesem Artikel einen Überblick darüber, wie es um unsere Onlinezeiten und unsere Gesundheit bestellt ist. Was mit „Always On“ und „Second Screen“ gemeint ist, erklären wir dir auch. Falls Du die gesamte Studie der Techniker Krankenkasse nachlesen möchtest, findest Du am Ende unseres Beitrags den Link dazu.
Always On: Wir sind fast immer online
Die meisten von uns sind inzwischen immer online – always on – oder zumindest mehrmals täglich. Das gilt für Männer stärker als für Frauen, für Jüngere stärker als für Ältere, für Singles stärker als für Menschen in Beziehung und für Menschen mit Abitur stärker als für Menschen mit Haupt- oder Realschulabschluss.
Trotzdem verbringt der Großteil von uns eine Menge Zeit im Netz, und zwar am liebsten hiermit:
„Zu den Top 3-Beschäftigungen im Internet zählen: Kommunizieren über Messenger-Dienste wie WhatsApp (79 Prozent), Informieren über Nachrichten (65 Prozent) und das Senden und Empfangen von E-Mails (61 Prozent). Bei den 18- bis 33-Jährigen folgt auf Platz zwei statt des Checkens von Nachrichten die Beschäftigung mit Social Media-Inhalten, wie zum Beispiel auf Instagram, YouTube oder Twitter. Erst dann kommen die Nachrichten.“ (TK-Studie S. 9)
Die Zahlen aus der TK-Studie basieren – wie die vieler anderer Forschungen – auf Umfrage-Ergebnissen. Was meinst Du, wie gut Du Deine eigene Onlinezeit einschätzen kannst? Das scheint nämlich gar nicht so leicht zu sein, wie wir in diesem Blogbeitrag herausgearbeitet haben.
Always On wider Willen?
Unabhängig davon, ob die Zahlen der TK-Studie nun hundertprozentig zuverlässig sind oder nicht: In Kombination mit ein paar anderen Fragen aus der Studie eröffnen sich interessante Situationen. Denn obwohl der Großteil von uns fast immer online ist, versuchen wir gleichzeitig, möglichst wenig online zu sein. Das klingt für Dich wie ein Widerspruch? Das ist es auch.
Nur jede*r zehnte von uns möchte always on sein, aber fast alle sind es. Woran liegt das wohl? Die Autor*innen der Studie verweisen hier auf mehrere mögliche Faktoren:
- Smartphone, Tablet und Co gehören mittlerweile zum Alltag
- Keine alternativen Freizeitaktivitäten denkbar/verfügbar
- Unendliches Angebot an Online-Unterhaltungsmedien
Uns fällt sogar noch ein weiterer Grund ein: Das Addictive Design vieler Apps und Internetseiten. Mehr dazu kannst du in diesem Blogbeitrag nachlesen.
Und so lassen wir uns leicht durch allerlei Internetangebote ablenken, vergessen die Zeit und sind länger online als eigentlich geplant.
Bei manchen Apps kannst du Dir übrigens einen Nutzungsalarm anlegen, der Dich warnt, wenn Du Dein tägliches Limit (zum Beispiel 15 Minuten Instagram) erreicht hast. Wie Du so ein Zeitlimit bei Instagram und Facebook einstellen kannst, zeigen wir Dir in diesem Blogbeitrag.
Always On hoch zwei: Trend zum Second Screen
Die Studie lässt einen deutlichen Trend zum Second Screen erkennen.
Was das ist? Unter einem Second Screen versteht man, wenn Du mehrere Bildschirme parallel nutzt. Allerdings ist damit nicht gemeint, dass Du an deinem Computer zwei Bildschirme angeschlossen hast, um besser arbeiten oder zocken zu können.
„Wenn man mehrere technische Geräte mit Monitor oder Display benutzt, spricht man von einem Second Screen. Das kann beispielsweise das Smartphone sein, das während des Fernsehens parallel genutzt wird, zum Beispiel um sich mit Anderen über Social-Media-Kanäle während des Fernsehens oder Streamens auszutauschen.“ (TK-Studie S. 13)
Hier sind also nicht nur zwei Bildschirme gleichzeitig im Einsatz, sondern auch zwei Aufgaben, die Aufmerksamkeit einfordern. Ein digitales Medium scheint vielen von uns also schon nicht mehr auszureichen, um die Langeweile zu besiegen. In gewisser Weise sind wir hier dann gleich doppelt online und unser Gehirn doppelt gefordert. Diese Doppelanforderung macht sich auch bemerkbar.
Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten
„Der Second Screen kommt insbesondere bei den Vielsurfern zum Einsatz und zeigt einen Zusammenhang mit gesundheitlichen Beschwerden. 40 Prozent der Befragten, die mindestens einmal pro Tag zwei Bildschirme gleichzeitig benutzen, berichten von Müdigkeit und Erschöpfung. Rund 30 Prozent leiden unter Konzentrationsstörungen.“ (TK-Studie S. 39)
Auch Nervosität und depressive Symptome, wie beispielsweise Stimmungsschwankungen, kamen bei den Heavy User*innen deutlich häufiger vor als bei Menschen, die nur wenig online sind. Ob es zwischen der Internetnutzung und dem psychischen oder körperlichen Wohlbefinden einen kausalen Zusammenhang gibt, darüber kann die Studie jedoch keine Auskunft geben.
Insgesamt schätzen die Befragten, die in ihrer Freizeit besonders viel online waren, ihren Gesundheitszustand deutlich schlechter ein.
Auch hier ist die Frage der Kausalität nicht geklärt: Werden die Menschen ungesund, weil sie (zu) viel Zeit im Internet verbringen? Oder verbringen sie viel Zeit im Internet, weil ihr (schlechter) gesundheitlicher Zustand andere Freizeitaktivitäten ausschließt? Die Frage muss sich bis auf Weiteres wohl erstmal jede*r von uns selbst beantworten.
Also: Wie sieht das bei Dir aus? Wie viel bist Du online? Wie gesund fühlst Du Dich? Verbringst Du mehr Zeit im Netz als geplant? Was könntest Du tun, um Dich besser zu fühlen?
- Smartphone – immer erreichbar, immer online – Fluch oder Segen?
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Quelle
„Schalt mal ab, Deutschland!“ TK-Studie zur Digitalkompetenz 2021