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Zwei Teddybären sitzen sich gegenüber halten Smartphones im Schoß.

WhatsApp-Fasten statt Schokolade – Ein Selbstversuch

18 April 2018

Als gebürtige Rheinländerin liebe ich den Karneval mindestens genauso
sehr wie Schokolade. Schon seit meiner Jugend ist für mich klar, nach
dem Feiern kommt das Fasten – in meinem Fall der Verzicht auf Schokolade
in jeglicher Form. Aber warum eigentlich auf etwas verzichten, das man
doch so gerne mag? Die einfache Antwort lautet: Weil zu viel Zucker
ungesund ist. Die etwas komplexere hingegen: Wenn ich eine Weile darauf
verzichte, weiß ich es anschließend wieder mehr zu schätzen und gehe
achtsamer damit um. Die Fastenzeit hilft mir persönlich dabei, meine
Konsumgewohnheiten zu hinterfragen. Ich überlege dann, was ich verändern
kann, damit es mir, meiner Umwelt oder meinen Mitmenschen ein Stückchen
besser geht.

Emojis ersetzen keine Emotionen

Dieses Jahr wollte ich mal auf etwas verzichten, das sich meiner Meinung
nach immer ungesünder auf die Menschen auswirkt: Kommunikation über
WhatsApp und Co. Ich war bisher der Ansicht, dass die Art und Weise, wie
ich mit meinen Mitmenschen kommuniziere, ganz in Ordnung ist. Ich höre
zu, gehe auf das Gesagte ein und bemühe mich, meine Aussagen oder meine
Meinung offen und unmissverständlich für mein Gegenüber zu formulieren.
Und hier kommt das Problem: Wenn ich über WhatsApp oder andere Messenger kommuniziere, können Missverständnisse deshalb schnell entstehen, weil mein Gesprächspartner oder meine Gesprächspartnerin mir nun mal nicht gegenüber sitzt. Und Emojis ersetzen nicht die individuelle Gestik und Mimik eines Menschen.
Außerdem kann man die jeweilige Emotion, die sie ausdrücken sollen,
nicht hören. Es handelt sich bei Emoticons um eine beschränkte Anzahl
programmierter Smileys. Menschliche Emotionen sind vielfältiger und
komplexer, das können Emojis nicht einfach ersetzen. Das ist jedenfalls
meine Erfahrung.

Missverständnisse über WhatsApp häuften sich

Der berufliche Alltag und die schnelllebige Gesellschaft, in der wir uns
bewegen, lassen nicht zu, dass wir uns viel Zeit für die Kommunikation
nehmen. Beim Antworten auf Emails verzichten viele schon ganz auf die
Begrüßung, aus Zeitgründen. Auch wenn es nachvollziehbar ist, es kommt
trotzdem unpersönlich und unhöflich rüber, oder? Ich finde, bei WhatsApp
verhalten wir uns ähnlich. Für mich war es bisher normal,
WhatsApp-Nachrichten im Zug oder in der Bahn zu schreiben, auf dem Weg
zur Arbeit, während der Mittagspause oder abends vor dem Fernseher. Und
so ist es auch bei meinen Freunden und Bekannten. Das hat dazu geführt,
dass die Kommunikation immer gehetzter, verkürzter und einsilbiger
geworden ist. Es kam dadurch immer häufiger zu Missverständnissen
zwischen mir und meinen Mitmenschen, insbesondere wenn auf Emojis
verzichtet wurde. „Wie hast du das denn jetzt gemeint?“ oder „Wieso
antwortest du denn nicht, ist irgendwas?“ waren gängige Fragen, wenn die
Kommunikation hakte. Interessanterweise hat weder die eine noch die
andere Seite dann zum Smartphone gegriffen, um anzurufen und das
Missverständnis zu klären. Eher noch wurde die Situation
still-„geschrieben“ – das heißt, der Schriftwechsel wurde eingestellt,
für ein paar Stunden oder gar Tage, um Abstand zu gewinnen. Oder das
Gegenteil passierte: man schrieb sich die Finger wund, um sich zu
erklären „Ich habe es so und so gemeint“ und „Nein, ich bin nicht sauer,
aber….“, was das Missverständnis nicht selten noch verstärkte.

Positives Feedback aus dem Freundeskreis

Diese Situation empfand ich als belastend, also entschied ich, einen
Selbstversuch zu starten und sechs Wochen lang auf WhatsApp zu
verzichten. Ich schrieb am Aschermittwoch eine letzte Nachricht an meine
Kontakte, erklärte ihnen mein Vorhaben und bekam viel positives
Feedback, das mich motivierte. Lediglich eine Freundin war nicht
begeistert, da sie der Meinung war, es erschwere unsere Kommunikation.
Das tat es aber nicht. Wir haben uns in der Fastenzeit genauso häufig
gesehen und miteinander telefoniert wie sonst auch. Ein paar Tage nach
meiner Ich-bin-dann-mal-weg-Nachricht fand ich eine Karte in meinem
Briefkasten. Eine Freundin aus der Nachbarschaft hatte mir einen Brief
geschrieben und mich zu einem Konzert eingeladen. Das war eine schöne
Geste.

Achtsame Kommunikation üben

Durch den temporären WhatsApp-Verzicht konnte ich mir Gedanken über
achtsame Kommunikation machen. Ich nehme mir jetzt wieder mehr Zeit für
„gute“ Kommunikation. Ich erlebe wieder mehr persönliche Kommunikation,
sei es über das Telefon oder durch Offline-Treffen. Diese Momente mache
ich mir dann ganz bewusst und schenke auch meinen Mitmenschen wieder
mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Ich achte stärker auf meine
Wortwahl und schreibe ausführlichere Nachrichten, um Missverständnissen
vorzubeugen.
Mein Verhalten auf WhatsApp hat sich auch insofern verbessert, als ich
meine Nachrichten inzwischen zu festen Zeiten checke – nach dem
Aufstehen, in der Mittagspause und nach dem Abendessen – und das
Smartphone danach weglege. Ich habe festgestellt, dass ich dadurch nicht
viel verpasse. Im Gegenteil, ich kann mich besser auf andere Dinge
konzentrieren und mich zum Beispiel beim Kochen, Musik hören oder Lesen
entspannen.

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