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Zauberwürfel mit Herz

Foto: George Bakos / Unsplash.com

Wie beeinflussen soziale Medien Deine romantische Beziehung?

17 Juni 2021

Lesezeit 8 Minuten

Kaum jemand sehnt sich nicht nach einer erfüllten Partnerschaft. Gemeinsam durchs Leben gehen, füreinander da sein, die schönen und die weniger schönen Dinge miteinander teilen. Wie sieht eine glückliche Beziehung für Dich aus? Was wünscht Du Dir von dem Menschen an Deiner Seite? Welche Rolle spielen digitale Medien dabei? Welchen Einfluss hat wohl Social Media auf euer Miteinander?

Wenn man einen Menschen danach fragt, welche Dinge in einer Beziehung für wichtig befunden werden, wird die Antwort wohl kaum etwas mit Social Media zu tun haben. Dass digitale Medien aber sehr wohl eine Rolle in der Partnerschaft spielen können, wird spätestens an den folgenden Fragen deutlich.

Was haben digitale Medien mit unserern Beziehungen zu tun?

  • Habt ihr euch online oder im Real Life kennengelernt?
  • Habt ihr bei Facebook euren Beziehungsstatus geändert?
  • Steht ihr rund um die Uhr über einen Messenger in Kontakt?
  • Was denkst Du, wenn dein*e Partner*in nicht sofort auf eine Nachricht von dir antwortet?
  • Bei Fernbeziehungen: Seht ihr euch regelmäßig über Videoanrufe?
  • Postet ihr gemeinsame Fotos von euch in den sozialen Netzwerken?
  • Spielt ihr gemeinsam Online Games?

Die Liste ließe sich noch fortführen, doch der Punkt sollte klar sein: Digitale Medien sind aus unserer Gesellschaft und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Auch vor dem sehr privaten Bereich der Partnerschaft machen sie nicht halt. Sie können Beziehungen bereichern, aber auch belasten. In einer Umfrage gab gut ein Viertel der in Beziehung lebenden Befragten an, dass das Internet einen Einfluss auf ihre Partnerschaft hat. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen bestätigt dies sogar fast die Hälfte (Lenhart und Duggan 2014).

Ein hoch auf die Freundschaft!

Bevor wir uns weiter mit Liebesbeziehungen befassen, werfen wir einen kurzen Blick auf das Thema Freundschaft. Online lässt sich ganz einfach Kontakt halten mit Menschen aus aller Welt und allen Lebensphasen. Ob alte Schulkamerad*innen, Freund*innen aus der Studienzeit, ehemalige Kolleg*innen, Familienmitglieder oder Reisebekanntschaften – mit einem Klick sind alle erreichbar. Gleichzeitig bietet das Internet die Möglichkeit, Menschen kennenzulernen und mit ihnen Freundschaften zu schließen, die wir im analogen Leben vermutlich nie getroffen hätten. Beispielsweise weil sie am anderen Ende der Welt wohnen.

Gänseblümchen in Herzform

Foto: TanteTati / Pixabay.com

Online scheint also alles viel einfacher zu sein, vor allem dank sozialer und beruflicher Netzwerke sowie Multiplayer Online Games. Dennoch bewertet der Großteil von uns die klassischen Offline-Freundschaften qualitativ besser als Online-Freundschaften. Mehr dazu kannst Du in unserem Blogbeitrag über Online-Freundschaften nachlesen. Doch wie sieht es nun mit der Liebe aus?

Wo habt ihr euch kennengelernt?
Ganz klassisch über Online Dating, und ihr?

Hast Du ein Profil bei einer Online-Singlebörse? Nutzt Du Tinder oder eine andere Dating-App? In Deutschland haben drei von zehn Menschen schon einmal Online-Angebote zur Suche von Partner*innen genutzt. Und vier von zehn Nutzer*innen sind mithilfe von Online-Dating auch schon fündig geworden. Doch Vorsicht! Die digitale Suche nach Liebe, die Swipes und Likes haben echtes Suchtpotential. Wissenschaftliche Artikel berichten von Menschen, die eine problematische oder suchtähnliche Nutzung von Online-Dating zeigen.

Unabhängig vom Suchtpotential hat Online-Dating jedoch auch andere Risiken. Online-Angebote machen es Menschen mit betrügerischen Absichten besonders leicht. Mehr Infos dazu findest du in diesem Blogartikel von uns. Viel spannender als die Frage, wo sich ein Paar kennen gelernt hat, finden wir, wie sich digitale Medien auf die Zufriedenheit und das Zusammengehörigkeitsgefühl in einer Beziehung auswirken. Dabei interessieren uns vor allem soziale Medien wie Instagram, Facebook und WhatsApp.

Social Media: Nähe spüren trotz Fernbeziehung?

Vor allem für Fernbeziehungen sind digitale Kommunikationsmittel ein Segen. Früher waren nur geduldsames Briefeschreiben oder kostenintensive Telefonieren mit besorgtem Blick auf die Uhr möglich. Heute können Paare dank Internet- und Telefon-Flatrate so oft und so lange miteinander reden wie sie möchten – und das auch noch mit Video. Für viele Partnerschaften – ob nah oder fern – dienen soziale Medien zur täglichen Kommunikation und als eine Form der Beziehungspflege.

Soziale Netzwerke haben Licht- und Schattenseiten, wie wir schon einmal in einem Blogbeitrag berichtet haben. Auch in der Partnerschaft sind diese Seiten mitunter spürbar. So eignet sich ein gut gepflegtes Social Media Profil hervorragend zur Kontrolle / Überwachung der geliebten Person, vor allem dann, wenn man nicht gleich um die Ecke wohnt. Wer in einer Fernbeziehung lebt, tendiert stärker zur Überwachung der Partner*innen über Social Media. Das lässt zumindest eine niederländische Studie vermuten. Auch die durch soziale Medien hervorgerufene Eifersucht scheint bei diesen Menschen höher zu sein (Billedo et al. 2015).

Vorhängeschlösser in Herzform

Foto: Engin Akyurt / Unsplash.com

Wie sicher wir uns der Gefühle unserer Partner*innen sind, könnte ebenfalls einen Einfluss auf unsere eigenen Social Media Aktivitäten haben. Allerdings ist sich die Forschung hier noch nicht einig, in welche Richtung der Zug fährt. In einer Studie posteten die Teilnehmenden häufiger über ihre Partner*innen an Tagen, an denen sie sich unsicherer über deren Gefühle fühlten. Unklar blieb jedoch, ob eine höhere Zahl von Posts aufgrund von Unsicherheitsgefühlen hilfreich oder schädlich für eine Beziehung sind (Emery et al. 2014). Eine andere Studie wiederum verbuchte mehr beziehungsbezogene Posts an Tagen, an denen die Teilnehmenden sich mit ihrer Beziehung zufrieden fühlten (Saslow et al. 2013).

Sind soziale Medien auch romantische Medien?

Mehrere Studien deuten darauf hin, dass es einen positiven Effekt haben kann, wenn ein Paar in einem öffentlichen Netzwerk zueinander steht und seine Zuneigung offen zeigt. Beispiele hierfür sind der Facebook-Status „In einer Beziehung (mit …)“, ein Profilfoto mit dem geliebten Menschen oder das Posten von gemeinsamen Fotos und Erlebnissen (Papp et al. 2012, Saslowet et al. 2013, Seidman et al. 2019, Toma und Choi 2015). Dadurch kann das Engagement für die Beziehung gestärkt werden, was zu einer längeren Beziehungsdauer beitragen kann (Toma und Choi 2015).

Voraussetzung für den positiven Effekt scheint es allerdings zu sein, dass beide Menschen ein ähnliches Nutzungsverhalten sozialer Medien haben. Ist eine Person mit der Preisgabe von Infos und Fotos sehr offen, die andere aber strikt auf Datenschutz und Privatsphäre bedacht, kann das hingegen zu Krach in der Beziehung führen (Papp et al. 2012).

Anders als das beziehungsbezogene Posten auf der eigenen Seite, scheint ein solches Posten auf der Seite des geliebten Menschen oder gemeinsamer Freund*innen jedoch überraschenderweise eher negative Effekte zu zeigen (Toma und Choi 2015).

Die Zufriedenheit in der Beziehung leidet scheinbar spätestens dann, wenn die Liebenden ihre gegenseitige Zuneigung online stärker ausdrücken als im analogen Leben (Seidman et al. 2019). Legt man Wert auf die öffentliche Zurschaustellung romantischer Gefühle, gilt es also, das richtige Maß zu finden.

Asoziale Medien: Krach in der Beziehung vorprogrammiert?

Der Kommunikationswissenschaftler Sebastián Valenzuela (2014) hat einen Zusammenhang zwischen der Intensität der Facebook-Nutzung und der Qualität der Ehe gefunden. Wer das soziale Netzwerk intensiv nutzte, war weniger zufrieden und glücklich mit seiner Ehe. Zudem waren Eheprobleme und Scheidungsgedanken ein stärkeres Thema für diese Menschen. Valenzuela weist des Weiteren darauf hin, dass in den 2008 bis 2010 in den USA nicht nur die Facebook-Nutzungszahlen steil nach oben gingen, sondern auch die Scheidungsraten. Ob es zwischen alldem auch einen kausalen Zusammenhang gibt, konnte er jedoch nicht nachweisen.

Luftballons in Herzform

Foto: Christopher Beloch / Unsplash.com

Zumindest beim Thema Social Media Sucht scheint mehr Klarheit zu herrschen: Wer soziale Medien exzessiv oder suchtartig nutzt, unterliegt offenbar einem höheren Risiko von untreuem Verhalten. Im Internet sind Kontakte in unzähliger Menge und rund um die Uhr verfügbar. Die Online-Romanzen können leicht als (nur) gute Freund*innen getarnt werden. Emotionale und/oder sexuelle Affären können so im Gegensatz zum analogen Leben leichter zu vertuschen und damit verlockender sein. Gleichzeitig verbrauchen sie so viel Aufmerksamkeit und Zeit, dass für die eigentlichen Lebensgefährt*innen nicht viel übrigbleibt und die Beziehung darunter leidet (Abbasi 2019).

Eine letzte Studie dürfte für die meisten Paar nicht ganz unwichtig sein: Verbringt mindestens einer der beiden Liebenden besonders viel Zeit online, leidet darunter mitunter die Intimität in der Beziehung (Hand et al. 2013). Also nicht vergessen, das Handy auch einfach mal weg zu legen. Manchmal ist die Zeit zu zweit doch die schönste Zeit!

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