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Teufel-Smiley auf Handy-Display

Foto: Martin Becker / Unsplash.com und OpenClipart-Vectors / Pixabay.com

Welchen Einfluss hat das Smartphone auf unser Stress-Level?

15 Juli 2021

Lesezeit 6 Minuten

Wie sehr stresst Dich Dein Smartphone? Unsere kleinen digitalen Alltagsbegleiter sind echte Allzweckwerkzeuge. Ob Wetter-Check, Ticket-Kauf oder Lieferservice: Für viele von uns ist das Smartphone aus dem Leben nicht mehr wegzudenken. Alles scheint damit viel leichter, viel schneller und von nur einem Gerät aus zu gehen. Woher also der Stress?

Kommunikation via Smartphone: Schneller, weiter, besser?

Vielleicht liegt genau da das Problem: Alle Kommunikationskanäle enden in ihrer Masse auf unserem kleinen Bildschirm. Manchmal im Sekundentakt. Und weil wir das Smartphone eigentlich immer und überall dabeihaben, wird auf eingehende Nachrichten nicht selten auch eine schnelle Antwort erwartet. Da mag sich manch einer von uns nach der guten alten Brieffreundschaft zurücksehnen.

Aber ganz so düster ist das Szenario dann in den meisten Fällen doch nicht. Allerdings: Es kann schon ordentlich stressig werden mit unserem smarten Telefon. Und dieser Umstand beschäftigt auch die Wissenschaft zunehmend. Was sagt die Forschung zum Thema Smartphone und Stress?

Positiver und negativer Stress

Etwa sechs von zehn Personen in Deutschland sind häufig oder zumindest manchmal gestresst (TK-Stressstudie 2016).

Aber nicht jeder Stress ist schlecht. Es gibt auch positiven Stress, zum Beispiel wenn vorübergehend viel zu tun ist, wir uns aber prinzipiell fähig sehen, die Fülle der Aufgaben zu unserer Zufriedenheit zu meistern. Ins Negative kann der Stress beispielsweise umschlagen, wenn er dauerhaft anhält, wir uns überfordert oder hilflos fühlen.

Um Stress zu bewältigen, gibt es viele Methoden. Manche Leute greifen zur Schokolade, andere gehen Joggen. Manche stürzen sich nach Feierabend in die wildesten Freizeitaktivitäten, andere wollen nur noch nach Hause und ihre Ruhe haben. Wir sind Individuen und so individuell sind auch unsere Arten, mit Stress umzugehen. Das heißt jedoch nicht, dass alle Tipps und Tricks gleich gut wirken.

Mann mit Handy am Ohr guckt kritisch

Foto: Chris Moore / Unsplash.com

Stress-Bewältigung: Problemorientiert oder emotionsorientiert

In der Wissenschaft wird zwischen zwei Arten von Stressbewältigung unterschieden (Zhao & Lapierre 2020):

  • Problemorientierte Stressbewältigung
  • Emotionsorientierte Stressbewältigung

Problemorientierte Stressbewältigung zielt darauf ab, Stressfaktoren zu verändern oder zu beseitigen und stressige Situationen aufzulösen. Hier suchen wir also eine Lösung für das Stressproblem.

Bei der emotionsorientierten Stressbewältigung versuchen wir hingegen, unsere negativen Gefühle in Bezug auf den Stress zu verändern, beispielsweise durch Vermeidung, Ablenkung, Verleugnung oder Distanzaufbau. Das eigentliche Problem lösen wir hierdurch allerdings nicht. Emotionsorientierte Stressbewältigung wirkt also nur vorübergehend und ist langfristig keine hilfreiche Strategie.

Stressbewältigung mit dem Handy?

Wozu dieser theoretische Exkurs in die Psychologie? Ganz einfach: Die Strategien zur emotionsorientierten Stressbewältigung können etwas ganz Harmloses sein, aber auch ungesunde Essgewohnheiten oder der Konsum von Alkohol und Drogen fallen unter emotionsorientierte Stressbewältigung. Auch die Ablenkung am Handy gehört dazu (abgesehen vielleicht von Meditations-Apps). Denn in den bunten Welten von Social Media und Mobile Games lassen sich Probleme aus dem Real Life leicht verdrängen.

Aber nicht vergessen: So beliebt und einfach der Griff zum Smartphone sein mag, so wenig hilfreich und wirksam ist er letztendlich. Solche nicht funktionierenden Bewältigungsstrategien können die Lage sogar noch verschlimmern. Denn immerhin ist nach dem Wiederauftauchen aus der Medienwelt einiges an Zeit vergangen, aber das Problem ist immer noch da und jetzt vielleicht noch drängender als zuvor.

Frau mit Handy in beiden Händen

Foto: Myznik Egor / Unsplash.com

Teufelskreis: Stress – Smartphone – mehr Stress …

So kann ein regelrechter Teufelskreis entstehen: Das ständige Klingeln oder Vibrieren unseres Smartphones stresst uns. Wir suchen Ablenkung in hübschen Instagram-Fotos und lustigen YouTube-Videos. Das Problem schnelllebiger Nachrichten und ständiger Erreichbarkeit lösen wir damit aber nicht. Womöglich trudeln noch während wir das süße Katzen-Video schauen schon die nächsten drei Notifications ein.

Auch wenn das Smartphone an sich nicht der Auslöser unseres Stresses ist, ist es selten eine geeignete Lösung. Beispiel: Wir versinken seit Wochen im Job zwischen Bergen von Arbeit. Ständig kommen neue Anfragen und Aufgaben hineingeflogen. Auf die Erledigung der Aufgaben können wir uns vor lauter Anrufen, Mails und reinplatzenden Kolleg*innen kaum konzentrieren. Zuhause dann: Endlich Feierabend, endlich Ruhe, endlich Erholung – oder? Bei vielen von uns geht der Trubel stattdessen weiter: Wir rotieren zwischen Netflix, Twitter und WhatsApp-Gruppe. Von Ruhe kann da kaum die Rede sein.

Digital Detox zur Stress-Bewältigung?

Die TK resümiert nicht ohne Grund in ihrer Stress-Studie: „Offenbar ist Internetkonsum nur bedingt zum Stressabbau geeignet“ und empfiehlt „vor allem [den]jenigen, die bereits ihren Arbeitstag vor dem Bildschirm verbringen, sich [zu] fragen, ob dies der richtige Ausgleich für sie ist“.

Die neue Studie von Zhao und Lapierre konnte jedenfalls einen deutlichen Zusammenhang zwischen gefühltem Stress und einer später auftretenden problematischen Handynutzung finden. Besonders die Nutzung sozialer Netzwerke scheint hier eine einflussreiche Rolle zu spielen.

Wenn Du also das nächste Mal voll im Stress bist und eine Auszeit brauchst: Nicht in TikTok oder Snapchat abtauchen, sondern das Handy einfach mal leise oder sogar ausschalten. Und dann? Genieße die Ruhe! Genieße es, ausnahmsweise mal mit dir ganz alleine, statt mit der ganzen Welt verbunden zu sein! Trainiere, Langeweile auszuhalten und zu genießen! Gönn deinem Kopf die Pause, die er verdient hat! Was du in der Offline-Zeit machst, bleibt Dir überlassen. Ob Sport, Kunst, Spazierengehen, Garten- oder Handarbeit, Meditation oder einfach mal rumliegen und die Decke anstarren: Dein Kopf und deine Gesundheit werden es Dir danken.

Übrigens: In diesem Blogbeitrag haben wir sieben einfache Tipps und Tricks für weniger Zeit am Smartphone zusammengestellt. Schau doch mal rein!

Quellen

Techniker Krankenkasse (2016): Entspann dich, Deutschland! Stressstudie.

Zhao & Lapierre (2020): Stress, dependency, and depression: An examination of the reinforcement effects of problematic smartphone use on perceived stress and later depression.

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