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Herz aus Konfetti

Foto: Jon Tyson / Unsplash.com

Corona, Schule und Cybermobbing

25 März 2021

Lesezeit 5 Minuten

Das Bündnis gegen Cybermobbing hat 2020 in Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse eine Studie zu Cybermobbing veröffentlicht. Es ist die dritte Studie dieser Art. Sie folgt auf die Studien von 2013 und 2017. In der aktuellen Studie gehen die Autor*innen auch auf die Covid19-Pandemie, Distanz-Unterricht und deren Auswirkungen auf Cybermobbing ein. Wir haben uns ein paar zentrale Ergebnisse der Studie angeschaut und für Dich zusammengefasst.

Internetnutzung bei Kindern und Jugendlichen

Über 90 Prozent der Schüler*innen verfügen über eigene Geräte mit Online-Zugriff. Oft besitzen sie sogar mehr als ein internetfähiges Gerät. Erstaunlich ist, dass auch schon viele junge Kinder (6-7 Jahre) eigene Geräte besitzen.

Kinder und Jugendliche verbringen laut der Studie im Durchschnitt etwa 2,3 Stunden am Tag im Internet. Dabei fällt auf: Je älter die Kinder werden, desto mehr Zeit verbringen sie online. Doch je höher der tägliche Internetkonsum, umso größer ist die Gefahr, Opfer von Cybermobbing-Attacken zu werden, so die Autor*innen der Studie.

Zudem zeigt sich, dass mit Eintritt in die Pubertät (circa 13 Jahre) der höchste Anteil an Cybermobbing-Vorfällen vorliegt. Während bis zu diesem Alter ein stetiger Anstieg zu verzeichnen ist, nehmen die Vorkommnisse mit zunehmendem Alter wieder etwas ab.

Cybermobbing: Wissensstand und Regulierung der Eltern

Der Informationsstand der befragten Eltern über Cybermobbing und Co ist auf einem insgesamt recht hohen Level. So können fast alle Eltern mit dem Begriff „Cybermobbing“ und „Cyberstalking“ etwas anfangen. Viele haben auch schon einmal etwas von „Hate Speech“, „Cybercrime“ und „Grooming“ gehört.

Fast alle Eltern stufen diese Phänomene als gefährlich ein. Ihnen ist bewusst, dass in Chatrooms oder sozialen Netzwerken die Gefahr lauert, dass ihre Kinder Opfer von Cybermobbing und Co werden können. Viele Eltern geben auch an, die Internetnutzung ihrer Kinder zu reglementieren und bestimmte Internetseiten oder Programme zu sperren.

Farbenstaub wird in die Luft geworfen

Foto: Lucas Sankey / Unsplash.com

Allerdings lässt der Großteil der befragten Eltern seine Kinder alleine ins Netz gehen. Schon bei den 6 bis 10-Jährigen ist fast die Hälfte alleine online unterwegs. Die meisten Eltern sagen sogar, dass sie sich nicht in die Internetnutzung ihres Kindes einmischen wollen, da dieses ihrer Ansicht nach ein „Internetprofi“ sei. Nach Einschätzung der Autor*innen der Studie kann diese Annahme in einigen Fällen jedoch fatale Folgen haben.

Cybermobbing: Mehr Betroffene, schlimmere Folgen

Immer mehr Schüler*innen sind von Cybermobbing betroffen. Die Zahl der Betroffenen ist von 12,7 Prozent in 2017 auf 17,3 Prozent in 2020 angestiegen. Das heißt, dass in Deutschland fast zwei Millionen Schüler*innen Erfahrung mit Cybermobbing gemacht haben. Cybermobbing kommt in allen Schulformen vor, mittlerweile sogar schon in den Grundschulen.

Besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche, die mit ihrer sozialen Alltagssituation unzufrieden sind. Eine geringere Lebenszufriedenheit verringert deutlich die psychologischen Abwehrkräfte gegen Cyber-Mobbing, so die Autor*innen. Außerdem suchen unzufriedene Jugendliche vermutlich verstärkt im Internet nach Kompensation und Bindung.

Was manche vielleicht überraschen mag: Schüler*innen, die andere mobben, sind oder waren oft gleichzeitig auch Betroffene. Die Täter- und die Opferseite kann also nicht scharf voneinander getrennt werden.

Die Folgen von Cybermobbing werden laut der Studie immer gravierender: Die Zahl der Betroffenen, die Suizidgedanken äußerten, ist seit 2017 um 20 Prozent gestiegen. Der Anteil derer, die Alkohol und/oder Tabletten nahmen, ist um fast 30 Prozent gestiegen.

Cybermobbing und Corona: Was tun?

Die zeitweise Umstellung des Schulbetriebs auf Fernunterricht hat das Risiko von Cybermobbing erhöht und zur Zunahme von Cybermobbingfällen beigetragen. Soziale Kontakte haben die Jugendlichen zu einem großen Teil ins Internet verlagert. Durch Distanzunterricht und Kontaktbeschränkungen gehen die Autor*innen der Studie außerdem von einer geringeren Zufriedenheit der Jugendlichen mit ihrer sozialen Alltagssituation aus. Dies erhöht die Verletzlichkeit durch Cybermobbing.

Tastatur

Foto: Yingchih / Unsplash.com

Wie können wir uns vor Cybermobbing schützen? Wie können Eltern ihre Kinder auf die Risiken der digitalen Welt vorbereiten? Wenn Dich diese Fragen interessieren, wirf doch mal einen Blick in diese Blogbeiträge von uns:

Hilfeangebote bei Cyber-Mobbing

  • Klicksafe: Themenseite und Cyber-Mobbing Erste Hilfe App
  • Handysektor: Themenseite und Tipps gegen Cyber-Mobbing
  • JUUUPORT: Hilfe bei Cybermobbing, WhatsApp-Stress & Co., Onlineberatung von jungen Leuten für junge Leute
  • Nummer gegen Kummer: Telefonnummer 116 111, anonym und kostenlos vom Handy und Festnetz, montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr sowie montags, mittwochs und donnerstags von 10 bis 12 Uhr
  • www.jugendschutz.net: Hilfe bei Beschwerden an Plattformen und Provider
  • HateAid: Hilfe bei Hate Speech, digitaler Gewalt, Cyber-Crime, Cyber-Stalking, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Feindlichkeit gegen LGBTQ und Menschen mit Behinderungen
  • Eltern im Netz: Wie können Eltern erkennen, ob ihr Kind von Cyber-Mobbing betroffen ist? Wie können sie ihm helfen?
  • Schüler Mobbing Portal: Telefon-Hotline, Mobbing-Beratung, Schulprojekte, Blog, eBook und mehr
  • Betriebsrat.de: Landkarte von Organisationen und Expert*innen in Deutschland, die sich mit dem Thema Mobbing beschäftigen, darunter auch Selbsthilfegruppen
Frau am Strand guckt nur auf ihr Handy Handysüchtig - was am Smartphone fesselt uns so sehr? Behind the Screens Logo, im Hintergrund Computerschnittstellen Computerspiele und Psychologie - Interview mit Behind the Screens
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