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Mikrofon, Lautstärke-Pegel und Record-Symbol.

Grafik: webcare+/Canva

Mediensucht verstehen: Neues Podcast-Projekt bei webcare+

29 April 2025

Lesezeit 6 Minuten

Die Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) und die Techniker Krankenkasse in Hessen haben mit ihren Projekten webcare+ und „Digitale Teilhabe in Balance“ in den vergangenen Jahren Informationen zu Medienkompetenz, Mediensucht und Selbsthilfe auf vielerlei Weise und für unterschiedliche Zielgruppen bereitgestellt: Mit Hilfe von Websites, Online-Quiz, Flyern und Broschüren, Blogartikeln, Pressemitteilungen, Zeitungsartikeln, Interviews in TV und Social Media, Posts auf Instagram, Facebook, Twitter/X und YouTube, Vorträgen an Fachtagen, Infoständen auf Selbsthilfemessen sowie Aktionen an Schulen und auf öffentlichen Plätzen. Je mehr unterschiedliche Kanäle eine Informationsquelle nutzt, desto mehr Menschen kann sie mit den eignen Inhalten erreichen. Eine entscheidende Sparte fehlt bisher jedoch: Audio bzw. Podcast.

Die Podcast-Nutzung steigt in den letzten Jahren stetig an und hat zuletzt durch die Pandemie einen Aufschwung ungeahnten Ausmaßes erlangt. Hörte 2019 noch jede*r vierte in Deutschland Podcasts, ist es inzwischen gut jede*r zweite (Statista). Die Anzahl der Nutzenden hat sich in nur wenigen Jahren also verdoppelt. Knapp 40 Prozent hören mindestens wöchentlich, wenn nicht sogar täglich Podcasts (Statista). Dabei sind mehr als 85 Prozent der Podcast-Hörenden unter 40 Jahren (Statista), also in einer Altersgruppe, die auch bei internetbezogenen Störungen die höchsten Zahlen aufweist.

Mediensucht braucht ganzen Podcast statt einzelner Folge

Sucht man beim Branchenführer Spotify (ARD/ZDF, PDF) nach „Mediensucht“ oder „internetbezogene Störung“, erhält man zahlreiche Podcast-Folgen. Die meisten Podcasts, die sich um Mediennutzung, Erziehung oder Gesundheit drehen, haben sich wohl schon einmal mit dem Thema beschäftigt.

Es fällt jedoch auf, dass die meisten das Thema nur oberflächlich behandeln und in der Regel in einer einzigen Folge abarbeiten. Das wird dem komplexen Thema (Medien-)Abhängigkeitserkrankung bei weitem nicht gerecht. Hier möchte die HLS eine Lücke im öffentlichen Informationsangebot schließen. Das Thema Mediensucht soll anstelle einer einzelnen Folge einen ganzen Podcast mit mehreren Staffeln bekommen. Der Projektzeitraum läuft ab sofort bis zum 31. Dezember 2027. Die Techniker Krankenkasse in Hessen fördert den Podcast im Rahmen der Selbsthilfeförderung.

Zwei Menschen an Mikrofonen. Um sie herum Symbole wie Handy, Playstation-Controller und Likes.

Grafik: webcare+/Canva

Podcasts sind für alle da, nicht nur für Betroffene von Mediensucht

Die HLS möchte mit dem neuen Projekt mehrere Zielgruppen ansprechen.

  1. Vor allem richtet sich der Podcast an Menschen, die selbst von problematischer Mediennutzung betroffen sind sowie an ihre Angehörigen. Hier soll im Zuge der Aufklärung und Information Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden.
  2. Zweitens sollen auch Fachkräfte aus der Suchthilfe, dem Gesundheitswesen oder der sozialen Arbeit adressiert werden, die mithilfe des Podcast ihr Wissen erweitern können. Gleichzeitig ermöglicht es ihnen, als Multiplikator*innen zu fungieren und die Audio-Infos beispielsweise in der Beratung einzusetzen und mit Klient*innen gemeinsam zu hören und zu besprechen.
  3. Drittens sind Audio-Angebote besonders für Menschen attraktiv, die nicht so gut lesen können, beispielsweise Schüler*innen, Senior*innen, Nicht-Muttersprachler*innen, Menschen mit geistiger oder Lernbehinderung.

Der Erfolg verschiedener Suchtselbsthilfe-Podcasts zeigt, dass bei den Zielgruppen tatsächlich Interesse und Bedarf an Audio-Informationen besteht. Die bestehenden Podcasts haben ihren Fokus jedoch vor allem auf stoffgebundenen Süchten (z.B. Alkohol oder Drogen).

Erste Staffel des Podcast: Mediensucht-Anzeichen erkennen und gegensteuern

Geplant sind fünf Staffeln mit jeweils circa zehn Folgen. In der ersten Staffel soll es darum gehen, an welchen Anzeichen man Mediensucht erkennt und wie man frühzeitig mit Selbsthilfe-Tipps gegensteuern kann. Die Veröffentlichung ist für die zweite Jahreshälfte 2025 angedacht. Zu hören sein wird der Podcast überall dort, wo es Podcasts gibt (Spotify, Apple Podcast, usw.). Darüber hinaus werden die Folgen auf YouTube im Videoformat veröffentlicht.

Projektkoordinatorin Saskia Rößner wird die Rolle der Moderatorin übernehmen. Für den inhaltlichen Input lädt sie sich Gäste aus Wissenschaft und Praxis ein. Für die erste Staffel hat bereits Kai Müller zugesagt. Er ist nicht nur Vorstandsvorsitzender des Fachverbands Medienabhängigkeit e.V., sondern arbeitet an der Uni Mainz auch in der Diagnostik und wissenschaftlich am Thema Mediensucht.

Die zweite Staffel ist explizit zum Themenbereich Videospiele und in Kooperation mit den Psycholog*innen von „Behind the Screens“ geplant.

Mikrofon, Lautstärke-Pegel und Record-Symbol.

Grafik: webcare+/Canva

Mediensucht-Podcast, aber bitte interaktiv und barrierefrei

Am Anschluss an jede Staffel soll es zudem ein Online-Live-Format geben, in dem die Zuhörenden Fragen an die Podcast-Gäste stellen können. Diese Formate können beispielsweise Webinare, digitale Sprechstunden oder Online-Workshops sein. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenfrei.

Im Zuge der Barrierefreiheit werden auch Transkripte und Zusammenfassungen der einzelnen Folgen bereitgestellt. Diese sind dann auch hier auf dem Blog von webcare+ zu finden.

Quellen

Aufgeschlagenes Buch. Innen steht der Titel des Ratgebers. Daneben drei Bilder von Menschen mit Computer oder Smartphone. Ratgeber in Leichter Sprache: Medien-Sucht erkennen und Hilfe finde
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