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Aus einem Smartphone kommt ein Regenbogen, auf dem viele verschiedene Menschen zu sehen sind: Groß und klein, dick und dünn, alt und jung, mit und ohne Behinderung

Digitalisierung in Deutschland: Digitale Teilhabe oder digital gespalten?

15 Mai 2023

Lesezeit 7 Minuten

Anlässlich des bundesweiten Digitaltags veröffentlicht die Initiative „Digital für alle“ jedes Jahr eine Studie über digitale Teilhabe in Deutschland. Welche Bedeutung haben digitale Technologien für Menschen in Deutschland? Was wünschen sie sich, um besser an der Digitalisierung teilhaben zu können? Und wie bewerten die Deutschen ihre eigene Digitalkompetenz? Befragt werden mehr als 1.000 Bundesbürger*innen im Alter ab 16 Jahren.

Studie zur digitalen Teilhabe 2022: Kernaussagen

  • Mehrheit der Deutschen sieht Digitalisierung als Chance
  • 88 Prozent der Deutschen stehen digitalen Technologien offen gegenüber
  • Einem Viertel der über 65-Jährigen geht die Digitalisierung zu schnell
  • Mehrheit sieht Deutschland als digital gespalten
  • Jede*r Zweite würde gerne mehr an der digitalen Welt teilhaben, kennt sich aber zu wenig mit digitalen Technologien aus
  • Digitalkompetenz weiterhin nur befriedigend (Schulnote 3)
  • Wunsch nach Förderung digitaler Kompetenzen für alle ist groß
  • Digitale Technologien im Ehrenamt haben für jede*n Dritte*n große Bedeutung
Balkendiagramm aus der Studie Digitale Teilhabe

Grafik: Digital für alle

Digitalisierung als Chance

Auf die Frage, ob Digitalisierung eher als Chance oder Gefahr wahrgenommen werde, antworten fast alle Befragten positiv gestimmt: Die Mehrheit der Deutschen sieht die Digitalisierung also eher als Chance. Überraschend ist, dass die jüngste Alterskategorie der 16- bis 29-Jährigen (11 % Gefahr) ein höheres Problembewusstsein zu haben scheint, als die 30- bis 49-Jährigen (5 % Gefahr). Abgesehen davon, nimmt das Misstrauen gegenüber der Digitalisierung mit steigendem Alter zu. Bei den über 75-Jährigen ist es gut ein Viertel, für die mögliche Gefahren im Vordergrund stehen.

Dennoch stehen die meisten Menschen in Deutschland digitalen Technologien offen gegenüber, auch bei den Senior*innen. Nur jede*r Vierte der über 75-Jährigen steht Digitalem grundsätzlich negativ gegenüber. Dieser Argwohn könnte daher rühren, dass 36 Prozent dieser Altersgruppe die digitale Entwicklung zu schnell geht. Auch hier ist die jüngste Generation wieder etwas skeptischer als die Generation darüber, obwohl den wenigsten sich am digitalen Tempo stören.

Infografik aus der Studie Digitale Teilhabe

Grafik: Digital für alle

Digitale Teilhabe oder digital gespalten?

Insgesamt empfindet mehr als die Hälfte der Deutschen (58 Prozent) die Gesellschaft als digital gespalten. Das sind sieben Prozentpunkte weniger als im Vorjahr, aber immer noch sehr viele Menschen. Woher kommt diese Einschätzung?

Nur wenige Menschen (16 Prozent) würden lieber in einer Welt ohne digitale Technologien leben. Für die meisten (89 Prozent) sind sie aus den meisten Lebensbereichen nicht mehr wegzudenken. Acht von zehn Befragte geben an, dass digitale Technologien ihr Leben leichter machen. Jede*r Zweite würde sogar gerne noch mehr an der digitalen Welt teilhaben, kennt sich aber zu wenig mit digitalen Technologien aus. In einer Selbsteinschätzung gaben sich die 16- bis 64-Jährigen die Schulnote 3 (befriedigend), die älteren Befragten die Schulnote 4 (ausreichend).

Digitalkompetenz für mehr digitale Teilhabe

Der Wunsch nach einer stärkeren Förderung der Digitalkompetenzen ist daher groß. Zudem fordern die meisten Befragten (71 Prozent) eine barrierefreie Gestaltung digitaler Angebote. Viele wünschen sich darüber hinaus eine Ausstattung sozialer Einrichtungen mit kostenfreiem WLAN (69 Prozent) und kostenlose Schulungs- und Weiterbildungsangebote (57 Prozent).

Balkendiagramm aus der Studie Digitale Teilhabe

Grafik: Digital für alle

Auch im Ehrenamt haben digitale Technologien und Digitalkompetenzen eine große Bedeutung. Darunter fallen beispielsweise auch Selbsthilfegruppen. Die Mehrheit der Befragten gab an, dass Digitalisierung im Ehrenamt mehr gefördert werden sollte (60 Prozent) und digitales Engagement mehr Anerkennung und Sichtbarkeit verdiene (86 Prozent). Die Vorteile scheinen auf der Hand zu liegen: Digitale Technologien ermöglichen eine effizientere (61 Prozent), flexiblere und ortsungebundene (75 Prozent) Selbstorganisation und Zusammenarbeit. Des Weiteren erleichtern sie die Akquise von Engagierten sowie den Aufbau von Netzwerken (74 Prozent).

Was ist Digitalkompetenz?

Doch was ist Digital- oder Medienkompetenz eigentlich? Der Erziehungswissenschaftler Dieter Baacke unterteilt Medienkompetenz in vier Dimensionen, um verschiedene Gesichtspunkte unseres Umgangs mit (digitalen) Medien zu beleuchten. Diese vier Dimensionen sind:

  1. Medienkritik
  2. Medienkunde
  3. Mediennutzung
  4. Mediengestaltung

Unter Medienkritik fällt dabei auch das kritische Hinterfragen der eigenen Mediennutzung und ob diese noch gesund ist. Mediensucht, das Kernthema von webcare+, hängt also eng mit Medienkompetenz zusammen. Was genau sich sonst noch hinter den vier Dimensionen verbirgt, kannst du in diesem Blogbeitrag nachlesen:

Link zum Blogbeitrag über Medienkompetenz

Am Himmel spinnt sich ein Netz aus Datenpunkten. Digitale Teilhabe für Alle?

Bild: geralt / Pixabay.com

Digitale Teilhabe in Balance

Digitale Teilhabe bedeutet nicht nur den Zugang zu Geräten, sondern auch das Erlernen und Erfahren von Grundkenntnissen, um diese nutzen zu können. Gerade die Welt der digitalen Medien birgt jedoch eine Vielzahl an komplizierten Sachverhalten und Fachbegriffen, die nicht für alle verständlich sind. Diese zu verstehen und dabei eine gesunde Mediennutzung zu entwickeln, kann eine große Herausforderung darstellen.

webcare+ will in den Jahren 2023 und 2024 Informationen zu Mediensucht und Selbsthilfe für alle Menschen verständlich aufbereiten und zur Verfügung stellen. Geplant sind ein Erklärvideo sowie eine Broschüre, beides in Leichter Sprache. So soll ein Beitrag dazu geleistet werden, allen Menschen den Weg in die digitale Welt zu erleichtern und Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen. Denn nicht nur Menschen mit geistiger oder Lernbehinderung profitieren von Leichter Sprache, sondern beispielsweise auch Kinder und ältere Menschen (oder Familien in Summe) sowie Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.

Quelle

Link zur Studie über digitale Teilhabe

Party mit LIchtshow und Konfetti #FeiernOhneAbsturz: Mediensucht- und Alkoholprävention beim Hessentag Mensch in Hängematte mit Laptop auf dem Schoß Digitale Teilhabe in Balance! Neues Projekt bei webcare+
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